Das Stiftland erleben: Auf den Spuren der Zisterzienser in Waldsassen (Tag 3/3)

waldsassen_touristinfo

【Beitrag enthält Werbung】

Das Stiftland, das zusammen mit 16 weiteren zisterziensischen Kloster- und Kulturlandschaften das Europäische Kulturerbe-Siegel trägt, ist reich an zisterziensischem Erbe. War der Fischhof der Stadt Tirschenreuth der weltliche Mittelpunkt des Ordens im Stiftland, so befand sich dessen geistiges Zentrum im Kloster Waldsassen.

Begleitet mich bei meiner Spurensuche und entdeckt mit mir in Waldsassen beeindruckende Sakralbauten, eine barocke Klosteranlage und einen ganz besonderen Kloster- und Naturerlebnisgarten. Außerdem verrate ich euch warum die Zisterzienser, die den Obst- und Weinbau, die Pferde- und Fischzucht, sowie den Wollhandel förderten, echte Bio-Pioniere waren.

1_waldsassen_koeniglich_bayerisches_forsthaus

Königlich frühstücken

Mein Tag beginnt mit einem reichhaltigen Frühstück im Hotel zum ehem. Königlichen-Bayerischen Forsthaus, in dem ich auch übernachtet habe.

Fun Fact: Das Hotel zum ehem. Königlichen-Bayerischen Forsthaus befindet sich in zentraler und ruhiger Lage direkt gegenüber der Stiftsbasilika. Auf der Speisekarte finden sich regionale und böhmische Gerichte. Im Sommer ist der Biergarten, mit Blick auf die berühmte Basilika, ein beliebter Treffpunkt für Gäste und Einheimische.

Nach dem Frühstück bin ich mit Belinda Hoyer, Projektmanagerin der Ferienregion Stiftland, in der Tourist-Info im Rathaus zu einer Kultur- und Genussführung verabredet.

2_waldsassen_klostergarten
3_waldsassen_klostergarten

Der Klostergarten der Zisterzienserinnen-Abtei

Da sich erste Regenwolken am Himmel zeigen, starten wir zuerst mit dem Besuch des Klostergartens der Zisterzienserinnen-Abtei Waldsassen.

Der Natur- und Erlebnisgarten bietet seinen Besuchern die Möglichkeit, Natur mit allen Sinnen zu erleben. So finden wir im Kräutergarten nach Hildegard von Bingen mehr als 100 ausgeschilderte Heil-, Gewürz- und Duftpflanzen. Ein Kneipp Tretbecken und ein Kräuterbeet nach Pfarrer Sebastian Kneipp laden uns zum Erkunden ein. Und in weiteren Themenbeeten sind Heilpflanzen und Gemüsesorten angepflanzt, die nach der Traditionellen chinesischen Medizin dem jeweiligen Typ gut tun.

4_waldsassen_klostergarten
5_waldsassen_klostergarten

Eine Besonderheit des Kloster- und Naturerlebnisgartens finden wir im Bauerngarten mit der Kräuterspirale. Es sind alte, längst vergessene Kulturgemüsesorten wie z.B. Erdbeerspinat, Guter Heinrich oder Haferwurz.

Ganz tolle Einblicke in die wunderbare Welt der Bienen erhalten wir auf dem Bienenwunder-Erlebnispfad mit seiner Bienen-Sauna, dem gläsernen Bienenstock, dem Wildbienenhotel und der Wildbienenwerkstatt.

Bevor wir den Klostergarten wieder verlassen werfen wir noch einen Blick in den Gartenladl in dem Honig aus eigener Produktion, Dinkelbier oder Rebhunzoigl, Pralinen mit Gewürzen nach Hildegard von Bingen, Leberwurst Hot Chili oder Wildkräuter angeboten werden.

Geöffnet hat der Klostergarten von Mai bis Mitte Oktober täglich von 10 bis 18 Uhr

6_waldsassen_stiftsbasilika
7_waldsassen_stiftsbasilika

Besuch der Stiftsbasilika

Jetzt freue ich mich auf die Stiftsbasilika, die zu den bedeutendsten Barockkirchen im süddeutschen Raum gehört.

Wir betreten den Kirchenraum und ich bin sofort von den Deckenfresken und den kostbaren Stuckaturen die den gesamten Innenraum zieren überwältigt. Das Hauptschiff ist mit Kapellen und Emporen ausgestattet und besitzt 10 Ganzkörperreliquien frühchristlicher Märtyrer, die in kostbare Fassungen, den „Heiligen Leibern“ eingekleidet sind.

8_waldsassen_stiftsbasilika

Am Altarraum geht mein Blick wieder nach oben. Die fünf Deckenfresken im Chor zeigen Szenen der überlieferten Gründungsgeschichte des Klosters Waldsassen.

Ich schaue durch den Innenraum hinauf zur Empore. Dort befindet sich eine beeindruckende Orgelanlage mit 103 Registern. Sie ist eine der größten und bekanntesten Orgelanlagen Bayerns.

9_waldsassen_stiftsbasilika

Was jetzt noch fehlt, ist die Kirchengruft, deren Besuch normalerweise nur bei Gruppenführungen möglich ist.

Die Krypta, die sich über die Fläche des gesamte Kirchenbaus erstreckt, ist die größte Gruftanlage Deutschlands. Der Eingang befindet sich auf der Rückseite der Basilika. In den Hallengängen befinden sich 86 Grabnischen und das repräsentativ gestaltete Grabdenkmal der Äbte Eugen Schmid, Anselm Schnaus und Albert Hausner eingelassen. Sehr beeindruckend ist die Herz-Jesu-Figur, die durch eine stimmungsvolle Beleuchtung in ein ganz besonderes Licht gerückt wird.

10_kloster_waldsassen_bibliothek

Von der Krypta in die Klosterbibliothek

Von der Krypta laufen zum Gästehaus St. Joseph das sich im Innenhof der Zisterzienserinnen-Abtei befindet. Der achteckige Klosterbrunnen inmitten des Innenhofs ist hier ein beliebtes Fotomotiv.

Am Eingang des Gästehauses erwartet uns bereits eine Mitarbeiterin der Gästebetreuung, die uns zur Stiftsbibliothek begleitet. Die weltberühmte Bibliothek der Abtei Waldsassen gehört zu den beliebtesten Ausflugszielen im Stiftland. Und das nicht ohne Grund, denn im lichten Bibliothekssaal gesellen sich zu den geschnitzten, lebensgroßen Holzfiguren die vor den Gefahren sinnentleerter Gelehrsamkeit warnen, Porträtbüsten antiker Herrscher und Denker. In den stattlichen Deckenfresken begegnen uns Themen ganz im Zeichen zisterziensischer Spiritualität und in prachtvollen Bildnismedaillons große griechische und lateinische Kirchenlehrer.

13_straussenfarm_mitterhof

Ein kurzer Abstecher zur Straußenfarm Mitterhof

Neben der Stiftsbasilika ist die Dreifaltigkeitskirche Kappl auf dem Glasberg bei Münchenreuth eines der Wahrzeichen des Stiftlandes.

Wir fahren zum drei Kilometer entfernten Kappl und machen auf der Fahrt einen kurzen Abstecher zur Straußenfarm Mitterhof. Dort betreiben Kerstin und Matthias Frank den ehemaligen Crangienhof als Nutztierarche mit Straußen und Urschweinen, einem Hofladen mit regionalen und eigenen Produkten, sowie dem Hofcafé mit Kaffee und Kuchen.

Bei einer Erlebnisführung können hier kleine und große Besucher den Straußen, Urschweinen, Lamas und Alpakas, Mini-Ponys und Ziegen ganz nah kommen und viel Spannendes über die Lebensweise, Aufzucht und Haltung der Strauße lernen.

Fun Fact: Der historische Crangienhof des Klosters Waldsassen diente den Zisterziensern zur Eigenversorgung. Dabei betrieben die Mönche schon damals nachhaltige Landwirtschaft und erkannten frühzeitig, dass Natur und Bewirtschaftung im Einklang stehen müssen. Da Landwirtschaft abhängig vom Wetter und Fruchtbarkeit der Böden ist, hatten die Mönche die Dreifelderwirtschaft frühzeitig umgesetzt und auch auf die Bewirtschaftung ihrer Teiche übertragen. Damit waren die Zisterzienser als „Bio-Pioniere“ ihrer Zeit schon sehr weit voraus.

Die Dreifaltigkeitskirche Kappl

An der Wallfahrtskirche Kappl angekommen, bestaune ich den originellen Rundbau, der als Meisterwerk des deutschen Barocks gilt und deren besondere Architektur und Ausstattung die Heilige Dreifaltigkeit symbolisiert.

Ich bin beeindruckt vom harmonischen Dreiklang der Bauteile: Drei Rundchöre, drei Seitenkapellen, drei Altäre und drei große und kleine Zwiebeltürme. Selbst bei den drei Säulen in den drei Ecken des Grundrisses und bei den Fensteröffnungen ist der Gedanke der Dreieinigkeit zum Ausdruck gebracht. Dazu thront die Kirche noch über drei Gebirgen: dem Fichtelgebirge, dem Oberpfälzer Wald und dem Böhmerwald.

16_kapplwirt_hofladen
17_kapplwirt_hofladen

Direkt neben der Dreifaltigkeitskirche Kappl befindet sich das Landgasthaus Kapplwirt. Zum Gasthaus gehören ein Biergarten und Kawi’s Hofladen. Auf der Speisekarte stehen regionale Schmankerln sowie Kaffee und Kuchen.

Im Biergarten hat man einen Traumblick auf die Kappl Kirche und kann beim Genuss hausgemachter Speisen die hofeigenen Angus-Rinder auf den Kapplwiesen beim Grasen beobachten.

Im Hofladen bekommt man Frische Fleisch & Wurstwaren vom Happy Angus, hausgemachtes Eis, regionale Biere, sowie kalte und heiße Getränke. Ich nehme mir ein Glas „Bee-Happy“ mit – einem Honig aus den Kapplwäldern.

18_konnersreuth_theres neumann

Die Resl von Konnersreuth

Die letzte Station meiner besonderen Kultur- und Genussführung führt uns nach Konnersreuth ins Theres Neumann-Museum.

Das Museum befindet sich im denkmalgeschützen Schafferhof, einem Informations- und Begegnungszentrum in dem sich auch der Raatssaal und die Tourist-Info befindet. Hier treffen wir Barbara und Melanie Wenisch, die uns durch die acht eindrucksvollen Räume des Museums, die vom Leben und Wirken, sowie den mystischen Ereignissen und Phänomenen der „Resl von Konnersreuth“ erzählen, begleiten.

Nachdem wir uns einen kurzen Film über das Leben der Theres Neumann im Ratssaal angesehen haben, bestaunen wir die vielen Exponate aus dem engsten Familienkreis. Aufgrund der originalen Ton- und Filmaufnahmen, sowie den Medienstationen können wir uns ausgiebig mit dieser bis heute für Konnersreuth prägenden Persönlichkeit beschäftigen um uns ein eigenes Bild zu den Geschehnissen zu machen.

Beim abschließenden Kaffee und Kuchen, den wir im Gewölbesaal des Schafferhofs genießen, erfahren wir von Melanie und Barbara Wenisch noch ein paar unbekanntere Facetten vom Leben und Wirken der „Resl von Konnersreuth“, ihren Weggefährten und der Ortsgeschichte von Konnersreuth.

Fun Fact:

  • Theres Neumann, genannt „Resl von Konnersreuth“, wurde am 8. April 1898 an einem Karfreitag in Konnersreuth (Diözese Regensburg) geboren.
  • Infolge eines Unfalls am 10. März 1918 war sie  gelähmt. Ab Mitte März 1919 kam dann noch eine völlige Erblindung dazu.
  • Am Tag der Seligsprechung der Theresia von Lisieux, am 29. April 1923, wurde sie plötzlich von ihrer Blindheit und am Tag ihrer Heiligsprechung, am 17. Mai 1925, spontan von der Lähmung geheilt.
  • Ab 1926 trug Resl die Leidensmale Christi an ihrem Körper (Stigmatisation), lebte völlig nahrungslos und nährte sich nur durch den täglichen Empfang der hl. Kommunion.
  • Sie starb am 18. September 1962.
  • Am 13. Februar 2005 verkündete Bischof Dr. Gerhard Ludwig Müller in Konnersreuth die Eröffnung ihres Seligsprechungsprozesses.

Quelle: Theres-Neumann-Museum

19_konnersreuth_theres neumann

Und dann ist meine Entdeckungstour durch das Stiftland auch schon zu Ende.

Drei unglaublich abwechslungsreiche Tage an denen ich in Bad Neualbenreuth genussvoll Entschleunigen durfte, in Tirschenreuth auf Entdeckungstour im Land der 1000 Teiche war und in Waldsassen auf den Spuren der Zisterzienser unterwegs war.

22_zoigl_bier

Ein persönliches Highlight ist offen geblieben:

Ich hätte sehr gerne ein Original Zoigl-Bier in einer urigen Zoiglstube probiert. Denn der Zoigl ist das Kultbier des Oberpfälzer Waldes und seit 2018 im bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zu finden.

Gebraut wird das untergärige, unfiltrierte Original Zoigl-Bier nur in den fünf Kommunbrauhäusern in Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus und Windischeschenbach. Ausgeschenkt wird es dann in den Zoiglstuben und da verhält es sich leider wie bei den Heckenwirtschaften in Weinfranken: ein genauer Jahresplan verrät, zu welchem Termin welcher Zoigl-Wirt in welchem Dorf ausschenkt.

Doch heute ist nicht alle Tage…ich komme wieder…keine Frage!

23_waldsassen_gerald plessgott