Das Stiftland erleben: Auf Entdeckungstour in Tirschenreuth (Tag 2/3)

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Der Oberpfälzer Dialekt ist für Zouagroaste, also alle Nicht-Oberpfälzer, meist nur schwer zu verstehen. Der wichtigste Laut im Oberpfälzer Dialekt ist das „ou“, das aus tiefster Kehle kommt und für Auswärtige kaum zu imitieren ist. Aber die Oberpfälzer lieben ihre Mundart. Der Oberpfälzer Dialekt ist nämlich keine Sprache, sondern eine Lebenseinstellung. Darum habe ich für meinen Besuch im Stiftland den Satz geübt „A Bou mou dou, wos a Bou dou mou.“ („Ein Bub muss tun, was ein Bub tun muss.“). Ob’s geholfen hat…

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Frühstück im Heindlhof

Nach einem traumhaft schönen Entspannungstag in Bad Neualbenreuth geht es für mich heute weiter auf Entdeckungstour ins „Land der 1000 Teiche“ nach Tirschenreuth.

Mein Tag beginnt in Poxdorf bei Bad Neualbenreuth mit einem reichhaltigen Frühstück im Heindlhof, wo ich auch übernachtet habe. In dem kleinen Paradies, das Claudia Fuhrmann und ihr Mann Günter für gesundheitsbewusste Urlauber geschaffen haben, finde ich am Frühstücksbuffet Brot und Brötchen vom lokalen Bäcker, Marmeladen und Gelees aus selbst gepflückten heimischen und unbehandelten Früchten, Honig direkt vom Imker, sowie regionale und mediterrane Spezialitäten.

Tip für Allergiker: Auf Wunsch bekommt ihr im Heindlhof auch ein gluten- und laktosefreies Frühstück.

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Hatha-Yoga mit Belinda Hoyer

Nach dem reichhaltigen Frühstück bin ich mit Belinda Hoyer, Projektmanagerin der Ferienregion Stiftland, zu einer Hatha-Yoga-Stunde verabredet.

Wir treffen uns am beheizten Meersalzwasser-Swimmingpool im Garten des Heindlhofs.

Dort beginnen wir mit einer Anfangsentspannung in der Rückenlage und fokussieren uns auf die Atmung. Danach folgt eine progressive Muskelentspannung bei der wir nacheinander Beine, Arme, Gesäß, Rumpf und die Gesichtsmuskeln anspannen und wieder entspannen.

Ich freue mich, dass mir Belinda Hoyer bei den anschließenden Dehnübungen mit den wunderbaren Namen wie Katze-Kuh, herabschauender Hund, Krieger II oder Baum die Anweisungen so super verständlich vermittelt, dass ich ihr mit geschlossenen Augen und ganz auf mich konzentriert folgen kann.

Bevor es in die Endentspannung, dem sogenannten Shavasana geht, machen wir noch eine Wechselatmung im Sitzen. Danach fühle ich mich entspannt, gelöst und voller positiver Energie für einen wunderbaren Tag!

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Radtour ins Land der 1000 Teiche

Vom Heindlhof fahre ich in das nur wenige Kilometer entfernte Tirschenreuth. Hier bin ich mit Martina Zanner, der Projektmanagerin Europäisches Kulturerbe-Siegel Stiftland, zu einer Radtour durch die Waldnaabaue verabredet.

Wir treffen uns an der Tourist-Information am Marktplatz. Dort bekomme ich von der Leiterin Birgit Plößner das für mich reservierte Leih-E-Bike.

Vom Marktplatz radeln wir zum Wanderparkplatz Waldnaabaue in der Kornbühlstraße. Auf einem Teilstück des Vizinalbahn-Radwegs geht es durch die berühmte Tirschenreuther Teichpfanne, einem der größten und ältesten Teichgebiete Deutschlands, die auch als „Land der 1000 Teiche“ bezeichnet wird.

Nach etwa 2 km erreichen wir den bekannten Aussichtsturm Himmelsleiter – einem beliebten Instagram-Hotspot!

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Die Himmelsleiter in der Tirschenreuther Teichpfanne

Nachdem wir die 100 Stufen zur Plattform in ca. 20 m Höhe erklommen haben, genießen wir den fantastischen Blick auf die unberührte Natur und eine Wasserlandschaft, die seit über 1000 Jahren die Karpfenregion in der Oberpfalz prägt.

Fun Fact: Die Karpfenteichwirtschaft hat in Tirschenreuth eine lange Tradition. Und weil diese Tradition deutschlandweit von Bedeutung und schützenswert ist, steht sie im bundesweiten Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der UNESCO.

Von der Himmelsleiter radeln wir auf einem Wald- und Forstweg durch ein Mosaik aus Feuchtwiesen, Wäldern und Moorflächen. Dabei treffen wir auf außergewöhnliche Bauwerke wie die Heusterzbrücke und die Waldnaabkapelle, die malerisch an einem Teichufer liegen.

Von der faszinierenden Waldnaabkapelle, die aus 325 quadratischen und einzeln miteinander verbundenen Balken besteht, radeln wir zurück nach Tirschenreuth.

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Der Fischhofpark in Tirschenreuth

Nur wenige Meter vom Stadtzentrum entfernt ist der Fischhofpark. Das idyllische Gelände um den neu gefluteten Stadtteich entstand im Zuge der Gartenschau 2013. Die Anlage liegt eingebettet in eine blühende Parklandschaft, in deren Zentrum sich die barocke Fischhofbrücke und der historische Fischhof befinden.

Wir wollen den Fischhofpark auf einem 2,2 km langen Weg mit dem Rad umrunden und starten an der Max-Gleißner-Brücke, am „Platz am See“. Die leicht schwingende Spannbandbrücke mit den vertikalen Hölzern die an Schilf am Ufer erinnern, ist übrigens die längste ihrer Art in Europa.

Auf dem kurzen Weg zum Fischhof fahren wir an farbenprächtigen Sommerblumen, Skulpturen und Landschaftsschaukeln vorbei und halten immer wieder an, um den Fischhof mit der Brücke und der Wehranlage im Vordergrund zu fotografieren.

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Wir überqueren die Fischhofbrücke, die als zweitwichtigstes Brückenbaudenkmal in Bayern gilt und werfen einen kurzen Blick in den Innenhof des Fischhofs. Der ehemalige Zehnthof und Sommerresidenz der Waldsassener Äbte beherbergt heute das Amtsgericht Tirschenreuth.

Auf unserem Weg um den Stadtteich entdecken wir viele Ruhe-Oasen, Skulpturen die aus dem Rahmen springen, informative Lehrpfade, eine Storchenwiese und den Wasser- und Erlebnisspielplatz „Fischers Fritz“ mit dem riesigen Königskarpfen zum Erklettern und Erforschen.

Vom „Platz am See“, an dem sich das Restaurant SEENARIO befindet, setzen wir unsere Reise durch die Geschichte der Kreisstadt Tirschenreuth zu Fuß fort.

Essen mit Aussicht: Im SEENARIO, dem Restaurant am See, findet ihr auf der Speisekarte eine Auswahl an Fischgerichten, Pizza und saisonale Salate. Neben den beiden Sonnenterrassen mit Ausblick auf den See ist der Frontcooking-Bereich im Obergeschoss ein echtes Highlight. Hier könnt ihr den Pizzabäckern bei der Arbeit über die Schultern schauen!
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Fische, Stadtgeschichte und Kultur

Im „Haus am Teich“ können wir in einer beeindruckenden Aquarienlandschaft die heimischen Fische aus Teichen, Bächen und Flüssen in einem 30.000 l umfassenden Großaquarium und zwei Säulenaquarien beobachten. Entsprechende Informationen zu den Fischen und den Gewässern bekommen wir an den multimedialen Stationen.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich der Haupteingang des MuseumsQuartier.

Im Erdgeschoss befindet sich die Abteilung Fischerei. Auf drei Etagen bekommen wir einen Einblick in die traditionsreiche Teichwirtschaft und erfahren viel wissenswertes über die Fischerei der letzten Jahrhunderte in der Region.

Zu den weiteren sechs Fachabteilungen des Museums gelangen wir über einen unterirdischen Gang in dem Relikte der Stadtgeschichte ausgestellt sind.

In der Abteilung Porzellan wird ein umfangreicher Querschnitt durch das „Tirschenreuther-Porzellan“ präsentiert. Feinstes Geschirr und Arbeitsgeräte zeigen, wie in den Porzellanfabriken produziert wurde. Denn Tirschenreuth zählte seit 1838 zu den Zentren der deutschen Porzellanindustrie in denen über lange Zeit hinweg ausgesprochen hochwertiges Porzellan hergestellt wurde.

Im Bereich Heimatkreis Plan-Weseritz wird an die Menschen aus dem Kreis Plan-Weseritz erinnert und ihre Geschichte und Kultur vorgestellt. Die Ausstellung handelt von der Vertreibung dieser Menschen und ihrem Streben, die Erinnerung und ihre Identität zu bewahren.

Ein ganz besonderer Bürgerbrauch in Tirschenreuth ist das Krippenbauen und Krippenschauen. Die Krippenschnitz-Tradition reicht hier lange zurück und so können wir in diesem Fachbereich des Museums ganz besondere Krippen bestaunen.

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In der Abteilung über die bayerische Sprachgeschichte aus zwölf Jahrhunderten erfahren wir etwas über die Arbeit des Tirschenreuther Sprach- und Dialektforschers Johann Andreas Schmeller. Sein „Bayerisches Wörterbuch“ wird hier nicht nur gezeigt, sondern auch hörbar gemacht.

In der Fachabteilung Ikonen sind 40 Unikate aus der kostbaren Sammlung des Tirschenreuther Künstlers Erich Werner zu bestaunen. Die Präsentationsflächen auf denen die vorwiegend slawischen Ikonen platziert wurden, sind so aufgebaut, dass sie an Kreuze erinnern.

Fun Fact: Ikonen sind sichtbar gemachte Gebete und Predigten der Christlich-Orthodoxen Kirche.

Neben den Dauerausstellungen bereichern auch wechselnde Sonderausstellungen mit unterschiedlichsten Themen das Museum. So sind aktuell Illustrationen von Ana Grigorjev, einer Kinderbuch-Illustratorin aus Belgrad die mit ihren liebevoll und farbenfroh gestalteten Szenen aus klassischen und modernen Märchen international begeistert, zu sehen.

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Der historische Marktplatz

Vom MuseumsQuartier radeln wir zurück zum historischen Marktplatz mit seinen zahlreichen Restaurants und Cafés. Auf der wunderschönen, von Bürgerhäusern und dem Rathaus eingefassten Promenade, verteilen sich zwischen den gemütlichen Sitzbänken und den rotblühenden Kastanien ein restaurierter Fischbrunnen, das Johann Andreas Schmeller-Denkmal und die Dreifaltigkeits-Säule – ein Ort zum Wohlfühlen!

Bevor ich mein Leih-E-Bike wieder in der Touristinformation abgebe, statten wir der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt noch einen Besuch ab. Die Stadtpfarrkirche beherbergt eine Gnadenkapelle die für die immerwährende Anbetung bekannt ist. In der Gnadenkapelle, die sich an das rechte Seitenschiff anschließt, beten die Tirschenreuther seit nunmehr 30 Jahren Christus im Allerheiligsten Sakrament des Altares an. 365 Tage im Jahr. 24 Stunden am Tag.

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Essen wie die Schwestern

Von Tirschenreuth sind es etwa 15 Fahrminuten nach Waldsassen. Dort werde ich im Hotel zum ehem. Königlich-Bayerischen Forsthaus übernachten. Das Hotel befindet sich in zentraler und ruhiger Lage gegenüber der Stiftsbasilika am schönsten Platz von Waldsassen.

Nachdem ich mein komfortables Zimmer bezogen habe, treffe ich mich mit Belinda Hoyer, Projektmanagerin der Ferienregion Stiftland, im Gästehaus St. Joseph zum Abendessen. Im Stiftsrestaurant gibt es Ländliches aus der Region und das Tagesgericht „Essen wie die Schwestern“ – ein schönes Zeichen der Verbundenheit.

Und was trinkt man in der Oberpfalz zum Essen? Natürlich ein Zoigl-Bier!

Was es mit dem Zoigl-Bier auf sich hat und welche regionalen Spezialitäten ich noch in und um Waldsassen entdeckt habe, lest ihr in Kürze im letzten Beitrag meiner Entdeckungstour im Stiftland: „Auf den Spuren der Zisterzienser“.

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