Eckdaten:
Start: Parkplatz Lindenweise
Dauer: 2,5 Stunden
Highlights: Scherenburg, Ronkarzgarten, Wehrtürme, Marktplatz, Stadtpfarrkirche, Huttenschloss
Folgt man dem Main von Würzburg flußabwärts, so erreicht man nach etwa 40 Kilometern die Stadt Gemünden am Main. Zwischen Spessart und Fränkischen Weinland gelegen, mündet in der „Drei-Flüsse-Stadt“ die Sinn in die Fränkische Saale und diese dann in den Main. Bekannt ist Gemünden am Main, neben seiner malerischen Altstadt, vor allem für die Burgruine Scherenburg, auf der alljährlich von Mitte Juli bis Mitte August die Scherenburgfestspiele stattfinden.
In diesem Beitrag nehme ich euch mit auf einen Stadtrundgang durch die historische Altstadt von Gemünden am Main und verrate euch, warum der „Schelch“ nicht am Wasser sondern auf dem Marktplatz zu finden ist.
Über den Holzsteg in die Altstadt
Wir starten unseren Stadtrundgang am gebührenfreien Parkplatz Lindenwiese am Rande der Altstadt. Neben einem großen Abenteuerspielplatz für Kinder befindet sich hier, auf der von beiden Seitenarmen der Fränkischen Saale umfließenden Saale-Insel, auch ein großer, ruhig gelegener Campingplatz und ein beheiztes Freibad.
Vom Abenteuerspielplatz laufen wir zu einem Holzsteg, der über den Mühlgraben führt und folgen der Wegbeschilderung hinauf in die Altstadt zum Mühltorturm, dem einzig noch erhaltenen Stadttor. Die Häuseridylle entlang des Mühlgrabens wird von den Einwohnern übrigens als Klein-Venedig bezeichnet.
An der Außenseite der Stadttors befindet sich eine Stichbogenblende mit Gleitrinne zum Aufziehen des Falltores und im Durchgang des Tors entdecken wir die ENDLICH BANK von Peter Reichel, die im Rahmen des Kunstprojektes „Brückenspechte“ entstanden ist.
Fun Fact: Beim Kunstprojekt „Brückenspechte“ sind, unter Einbeziehung des Abbruchmaterials der 2017 abgerissenen Mainbrücke, viele kreative Kunstwerke entstanden. So stammen die Balken und Bohlen der Bank aus einer alten Scheune aus Seifriedsburg. Die Rückenlehne ist die Wange eines Betts aus Frankreich und darüber schwingt sich ein gebogener Brücken-Baustahlstab der alten Mainbrücke, der den Verlauf des Mains symbolisiert.
Aufstieg zur Burgruine Scherenburg
Vom Mühltorturm laufen wir Richtung Marktplatz und finden hinter dem Cafe Maxl Bäck den Aufstieg zur Burgruine Scherenburg. Die typisch fränkische Burg thront über den Dächern der historischen Altstadt auf einer sich vorschiebenden Bergnase. Von den Burggebäuden sind neben der bis zu zehn Meter hohen Ringmauer lediglich der mächtige Bergfried und die Ruine des Wohnbaues erhalten.
Vom Burghof genießen wir den herrlichen Blick über das Maintal bis zu den bewaldeten Höhen des Spessarts und ins Saaletal hinein.
INFO: Der Innenhof der Burgruine ist dauerhaft öffentlich zugänglich. Lediglich während der Scherenburgfestspiele sind einzelne Bereiche abgesperrt.
Direkt unterhalb der Burgruine liegt der Ronkarzgarten. Wir betreten die Gartenanlage durch ein eisernes Tor in der Burgmauer.
Benannt ist der terrassenförmig angelegte Garten nach seinem Erbauer, Medizinalrat Heinrich Ronkarz der zwischen 1828 und 1845 die Anlage im Stil der oberitalienischen Kunstart errichten liess. Die schmalen, gestaffelten Terrassen mit der eindrucksvollen Treppenanlage und den hohen Stützmauern aus Rotem Mainsandstein, sind in drei Ebenen angeordnet und überwinden 40 Höhenmeter. Laut dem Bayerisches Amt für Denkmalpflege handelt es sich hier um ein „bemerkenswertes und seltenes Zeugnis der bürgerlichen Gartenbaukunst der Neuzeit“.
Vom Ronkarzgarten folgen wir den Stufen hinunter in die Innenstadt und genießen dabei den herrlichen Blick über die Dächer von Gemünden.
Durch das Amtsschreiber-Pförtchen zum Marktplatz
Vom Kulturhaus laufen wir Richtung Marktplatz und biegen am Hotel Koppen, einem der ältesten Gasthäuser Frankens, nach links ab zum Eulenturm. Der Südliche Eckturm mit dem leicht vorkragendem Obergeschoss und dem Spitzhelm war Teil der Stadtbefestigung und diente damals als Wehrturm. Später wurde er, wie die Stadtbefestigung selbst, in die Wohngebäude die hier entstanden sind, mit einbezogen.
An der großen Informationstafel vor dem Eulenturm nehmen wir uns Zeit, um etwas über die wechselvolle Geschichte Gemündens zu erfahren, bevor wir an der Stadtmauer entlang Richtung Hexenturm, weiter zum Amtsschreiber-Pförtchen laufen.
Das Amtsschreiber-Pförtchen ist eines von ursprünglich zwei Pförtchen, das damals wohl vor allem den Schiffern und Fischern ermöglichte, auch nach Schließung der Stadttore den Main zu erreichen.
Wir durchschreiten das Amtsschreiber-Pförtchen und laufen über die Kirchgasse zum Marktplatz. Rund um den Marktbrunnen befindet sich die Stadtpfarrkirche St. Peter und Paul, das Denkmal Altes Rathaus und Gebäude mit historischen Fachwerkfassaden.
An warmen Tagen trifft man in der belebten Innenstadt auf viele Radler und Wanderer, die auf den überregionalen Radwegen und Fernwanderwegen durch die „Drei-Flüsse-Stadt“ kommen. In den Cafés und Restaurants, die sich um den Marktbrunnen herum befinden, genießen sie die regionale Küche und internationale Spezialitäten.
TIPP: Mit ungewöhnlichen Öffnungszeiten - Geöffnet ist wenn offen ist - und dem außergewöhnlichen Ambiente einer ehemaligen Traditionsmetzgerei ist die Wein- und Brotzeitbar „Zum Schelch“ eine echte Bereicherung der Gemündener Gastro-Szene.
Der Schelch ist übrigens ein typisch mainfränkischer, vielseitig eingesetzter Transportkahn, der im 19. Jahrhundert in der Fischerzunft eine wichtige Rolle spielte. Das längliche Wasserfahrzeug ist auch heute noch vielerorts auf dem Main anzutreffen.
Am Ende der Fußgängerzone biegen wir am Mühltorturm zur Saalebrücke ab und kommen dabei an der Sandsteinfigur des Heiligen Nepomuk vorbei. Sie ist eine Kopie des Originals, die im Durchgang neben der Stadtpfarrkirche steht.
Am Ende der Brücke befindet sich gegenüber dem Gasthof Zur Linde, das Huttenschloss, welches im Jahre 1711 von Amtmann Stern auf dem Grund eines ehemaligen Gutes der Familie der Voit von Rieneck errichtet wurde und später in den Besitz der Grafen von Hutten überging.
Im barocken Gebäude mit den beiden angesetzten Ecktürmen befindet sich ein Film-Photo-Ton Museum und das Infozentrum Naturpark Spessart.
Hier endet unser historischer Stadtrundgang. Wir laufen über die Saalebrücke zurück zum Parkplatz Lindenwiese und genießen noch einmal den herrlichen Blick auf die Gemündener Altstadt und die Scherenburg.