Genussradeln auf dem Rhönexpress Bahn-Radweg (Teil 1/2)

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Im Frühjahr 2019 startete die Erfolgsstory des neu fertiggestellten „Rhönexpress Bahn-Radweg“, der sich auf etwa 26 Kilometern von Zeitlofs an der Hessisch-Bayerischen Grenze über Bad Brückenau bis nach Wildflecken durch das malerische Sinntal schlängelt. Auf der ehemaligen Trasse der Eisenbahnstrecke wurde mit Kunstobjekten, Graffiti und Streetart-Installation eine erlebnisreiche Inszenierung der Bahngeschichte entlang der Strecke geschaffen.

Beim radeln trifft man Genussradler, die Unterwegs gerne mal eine Pause für eine Brotzeit einlegen und die Natur zu erleben. Und sportlich begeisterte Bike-Individualisten die immer wieder den Radweg verlassen um auf den angrenzenden Radtouren die wunderschöne Natur des Biosphärenreservates Rhön zu erkunden.

Begleitet mich bei meiner Radtour auf dem Rhönexpress Bahn-Radweg und macht mit mir eine Zeitreise in die Geschichte der Bahn, des Fahrrads, der Heilquellen und des Aussteigerparadieses des romantischen Bayernkönig Ludwig I..

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MONTAG

Ankommen und entschleunigen

Bad Brückenau, das mitten im UNESCO Biosphärenreservat Rhön liegt, ist mit seinen berühmten Heilquellen ein beliebter Urlaubsort für Aktiv-, Kultur- und Genussurlauber.

Für meinen zweitägigen Aufenthalt bin ich Gast im Hotel Ursula, das sich ganz in der Nähe der historischen Altstadt und dem Georgi-Kurpark befindet. Ich erreiche Bad Brückenau am späten Nachmittag und bin begeistert vom herzlichen Empfang im familiengeführten Hotel (ein lieber Gruß an dieser Stelle an Ursula Rüttiger und ihre Familie).

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Nachdem ich mein Gepäck auf mein komfortables Zimmer gebracht habe, freue ich mich auf einen entspannten Abend:

Ich starte mit einer kleinen Auszeit im Wellness-Bereich des Hotels. Das Schwimmbad mit Whirlpool, Massagedüsen und Sprudelplatte sowie die Wärmeliegen und das Kneippfußbecken sind übrigens täglich von 7:00 bis 19:00 Uhr geöffnet.

Beim anschließenden Spaziergang durch die Bad Brückenauer Altstadt fällt mir auf, dass Montags viele gastronomische Betriebe geschlossen haben. So entscheide ich mich für die leichte und würzige vietnamesische Küche im Nhippi Sushi Bowl.

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Dienstag

Von Bad Brückenau nach Wildflecken

Nach einer sehr erholsamen Nacht und einem ausgewogenen Frühstück, vom reichhaltigen Frühstücksbuffet, laufe ich vom Hotel Ursula zur Tourist Information, die sich in der Georgi-Kulturhalle im Georgi-Kurpark befindet.

Dort treffe ich Frau Heim, die Leiterin der Tourist Information, von der ich noch ein paar Tipps und spannende Informationen zum Rhönexpress Bahn-Radweg bekomme. Und dann geht’s mit dem Leihfahrrad vom Fahrrad Riemey aus Zeitlofs auch schon los.

Von der Georgi-Kulturhalle radle ich über die Sinn-Brücke und biege am Stellwerk Ost der ehemaligen Bahnstrecke Jossa–Wildflecken nach Links auf den Rhönexpress Bahn-Radweg Richtung Wildflecken ab.

Kurz darauf erreiche ich den ehemaligen Ostbahnhof Bad Brückenau und fühle mich bereits wie eine Lokomotive, wenn ich über die aufgemalten Andreaskreuze und Schienen radle.

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Kunstobjekte und Streetart-Installationen

Während ich genüsslich auf der leicht ansteigenden Strecke durch das Sinntal fahre, begegnen mir auf dem Themen-Radweg viele erlebnisreiche Inszenierungen mit Kunstobjekten und Installationen zur Bahngeschichte.

So finden sich an den erhaltenen Bahnübergangshäuschen Ereignisse der Bahngeschichte sowie regionale Rhöner Kulturgeschichte.

Neben den Bahnübergangshäuschen wurden sogar eigens für den Rhönexpress Bahn-Radweg eine Sitzgruppe, die sogenannte Holzklasse, in Anlehnung an die Möblierung der historischen Eisenbahnen entwickelt. Die Holzbänke mit der hohen Rückenlehne finden sich in regelmäßigen Abständen an Plätzen die eine traumhaft schöne Aussicht bieten und zu einer kurzen Rast einladen.

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Von der Pumpbase zum Biber-Revier

In Wildflecken erreiche ich am Alten Bahnhof das Ende des Rhönexpress Bahn-Radwegs. Hier treffe ich Bürgermeister Gerd Kleinhenz, der mir anbietet mich auf dem Rückweg bis zum Haus der Schwarzen Berge in Oberbach zu begleiten.

Ich bin begeistert und folge ihm zunächst den Berg hinunter in den Ort. Dort zeigt er mir den neuen Pumptrack PumpBASE, an dem sich am Nachmittag Jugendliche wie Erwachsene treffen, um mit ihren Mountainbikes, BMX-Rädern und Skateboards auf der speziell angelegten Stecke mit wellenartigen Hügeln, überhöhten Kurven und flachen Sprüngen, nur durch rhythmisches „Pumpen“ des Körpers und ohne zu treten oder zu schieben Geschwindigkeit aufzubauen. Das sorgt für ganz viel Freizeitspaß und ich glaube das könnte mir auch gefallen!

Essen und Trinken: In Wildflecken gibt es in der Nähe vom Rathaus die Pizzeria TO GO, die unter der Woche ab 13 Uhr geöffnet hat. Ruhetag: Dienstag. Und im Schroeder’s Buchcafe kann man am Wochenende Kaffee und Kuchen in beschaulicher Atmosphäre genießen.

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Elvis was here

Wir radeln los und machen am Stellwerkshäuschen mit dem Elvis-Motiv und der Aufschrift „Elvis was here“ einen kurzen Stop. Da es sich um eine Hörstation handelt lauschen wir dem „King“ und radeln dann weiter.

An einer unscheinbaren Bank mit einer Biber-Skulptur machen wir erneut halt. Denn hier hat man einen herrlichen Blick auf das Biber-Revier an den Flussauen der Sinn, oder wie mir Bürgermeister Gerd Kleinhenz mit einem Augenzwinkern verrät: auf die „Wildfleckener Everglades“.

Nächster Halt ist Oberbach. Hier am Spielplatz gibt es nicht nur eine sehr gepflegte Kneipp-Anlage, sondern auch einen EIS-Automaten mit Eiskreationen von der Gelateria Venezia aus Gersfeld/Rhön!

Am Ortsende von Oberbach kommen wir am Haus des Gastes an einer Bahn-Installation vorbei, die mit aufgemalten Schienenelementen, einem Andreaskreuz, Schlagbäumen und der Graffiti-Wandgestaltung am Haus den Rahmen für einen wunderschönen Rastplatz bildet.

Fun Fact: Das Graffiti des Künstlers Christoph Ulherr am Haus des Gastes zeigt die letzte Fahrt des Schienenbuses sowie typische Rhöner Motive.

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Haus der Schwarzen Berge

Wir verlassen den Rhönexpress Bahn-Radweg und radeln den steilen Berg hinauf zum Biosphärenzentrum Rhön „Haus der Schwarzen Berge“. Hier verabschiedet sich Bürgermeister Gerd Kleinhenz und übergibt mich an das sympathische Team der Touristinformation Oberbach.

Gemeinsam mit Martin Staudtmeister erkunde ich das Biosphärenzentrum. Neben der Touristinformation befinden sich hier eine Cafeteria, ein Regionalwarenladen sowie eine interaktive Ausstellung über das UNESCO Biosphärenreservat Rhön und das Naturschutzgebiet Schwarze Berge.

Bevor ich meine Radtour fortsetze muss ich in der Cafeteria unbedingt noch einen leckeren „Bio-Dinkel-Bobbes“ probieren, der in der Bäckerei der antonius Stiftung in Fulda gebacken wurde.

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Auf dem Rückweg nach Bad Brückenau kann ich die Unterstützung des Elektromotors meines E-Bikes ausschalten. Genüsslich radle ich durch das Sinntal und genieße den fantastischen Blick auf die abwechslungsreiche Landschaft des Biosphärenreservates.

Nachdem ich auf meinem Zimmer im Hotel Ulrike meine Fahrradkleidung gegen Freizeitkleidung getauscht habe, laufe ich zur Georgi-Kurhalle.

Dort bin ich mit Anton Kiefer und Birgit Heim, Leiterin der Tourist-Information, zu einer historischen Stadtführung auf dem „Heilwasserweg“ verabredet.

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Unterwegs auf dem Heilwasserweg

Wir starten unsere Tour mit einem Heilwassertasting in der kleinen Wandelhalle der Georgie-Kurhalle. Im Quellenraum des Georgi-Sprudels darf ich das Heilwasser, das besonders reich an Kalzium und Magnesium ist und wirksame Mengen an Sulfat und Hydrogenkarbonat enthält, probieren.

Fun Fact: Trinkkuren mit dem Georgi-Sprudel können zur Substitution von Kalzium und Magnesium sowie zur Regulation der Verdauung genutzt werden. Das Kalzium-Natrium-Chlorid-Sulfat-Hydrogenkarbonat-Heilwasser findet hierbei Anwendung bei Erkrankungen des Magens und Darmes, bei Entzündungen der Magenschleimhaut, bei Verstopfung, bei Leber- und Gallen-, Blasen- und Nierenleiden. Zudem wirkt das Georgi-Heilwasser unterstützend bei Gicht und Diabetes. (Balneologisches Gutachten von Prof. Dr. Gutenbrunner, 2015)

Von der Wandelhalle laufen wir am Kollergang mit seinen Mühlsteinen von der Stockpapiermühle bei Römershag vorbei durch den Georgi-Park zum Alten Rathaus an der Sinn-Brücke.

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Durch die historische Altstadt

Hier am Alten Rathaus beginnt die Fußgängerzone. Wir folgen den historischen Gebäuden zum Marktplatz an dem sich neben einigen gastronomischen Betrieben auch ein interessanter Brunnen mit dem Titel „Im Gespräch“ der Künstlerin Margot Garutti befindet.

Oberhalb des Marktplatzes ist die Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus hinter der uns Anton Kiefer Reste der alten Stadtmauer zeigt.

Auf unserem Weg durch die schmalen Gassen der Altstadt machen wir einen Abstecher zur Siebenbrückengasse, da diese am ehesten den Charakter des alten Brückenaus vor dem Stadtbrand zeigt. Die Gasse wurde von den Bewohnern auch „Theatergasse“ genannt, da hier sehr arme, kinderreiche Familien wohnten und Streitigkeiten sicherlich keine Seltenheit waren. Der Name stammt übrigens von den sieben Brücken, die ursprünglich über einen Graben zu den Häuschen führten.

Von der Siebenbrückengasse laufen wir zum Siebener Park. In dem kleinen Park mit seinen großen Bäumen befindet sich neben einem wunderschönen Wasserspielplatz auch die Siebener Quelle an der wir das Heilwasser, das zur Unterstützung des Bewegungsapparates angezeigt ist, verkosten.

Fun Fact: Die Quelle wurde im Jahr 1906 auf Initiative von 7 Bürgern der Stadt erbohrt und begründete dadurch auch die Kur in der Kernstadt. Die 7 Basalt-Stelen im Park erinnern an die Sieben Bürger.

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Vom Park folgen wir dem Mühlgraben zur Liebesmühle. In der letzten erhaltenen Papiermühle wurde noch bis Anfang 1980 Pappe hergestellt. Die Mühle steht für die Tradition der Papierherstellung in und um Bad Brückenau.

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Genuss und Tradition

Wir laufen zurück in die Altstadt und kommen an einer Nachbildung des Mosaik Altes Badehaus von Fritz Otto Kaufmann vorbei. Das Original ist in der Wanderhalle des Georgi-Kurhaus zu sehen.

Am sogenannten „Altstadtbrunnen“, in dem man gerne ein paar Münzen, verbunden mit einem speziellen Wunsch, hineinwirft, stehen noch viele Häuser in typischer Rhöner Bauweise mit Holzschindelverkleidung. Dieser Teil der Altstadt wurde von Gasthöfen und Übernachtungsstätten für durchziehende Fuhrleute geprägt. Und auch heute befinden sich hier noch viele gastronomische Betriebe.

Vor dem „Gasthof zum Stern“, der um 1850 als „äußere Herberge“ das erste Mal schriftlich erwähnt wurde, endet unsere Stadtführung auf dem Heilwasserweg. Und weil sich hier typisch fränkische, aber auch vegane Gerichte auf der Speisekarte finden, lassen wir den Tag in dem traditionellen Gasthof ausklingen.

Meine Empfehlung: Heimische Wildbratwürste mit Sauerkraut und Bratkartoffeln und dazu ein Seidla Bier „Pilgerstoff alkoholfrei“!