September bis Oktober
Der September startete mit Temperaturen über 20 Grad und am ersten Wochenende des Monats, an dem traditionell das Würzburger Stramu stattfindet, sollte es am Sonntag zum ersten Mal nach 3 Wochen wieder regnen. Ich musste meine Running Order, also meine Liste wann ich wo mir welchen Show-Act ansehen möchte, auf zwei Tage reduzieren.
Das war nicht einfach und so saß ich ein paar Stunden vor meinem Laptop, hörte mir auf YouTube alle Künstler aus den Bereichen Brass, Blues, Swing und Weltmusik an und hatte mir schließlich ein sehr abwechslungsreiches Programm zusammengestellt.
Wie bereits in den vergangenen Jahren hatten sich meine Eltern wieder für einen Besuch auf dem Stramu angekündigt. Wir trafen uns am Freitag Nachmittag am Vierröhrenbrunnen und wurden musikalisch von Tribubu empfangen, die ihr Publikum mit einer vielseitigen Mischung aus Rumba, Folk, Blues und afrikanischen Beats zum mittanzen animierten. Die größte Begeisterung aber löste das sehr exotisch aussende Balafon aus. Ein Xylophon mit untergehängten ausgehöhlten Flaschenkürbissen, sogenannten Kalebassen, das in Westafrika verbreitet ist.
Mit dieser Groove-Injektion liefen wir weiter Richtung Unterer Markt. Dort wechselte der Rhythmus zu einem Mix aus Klezmer und Balkan Brass. Die Jungs von der Band Blechsalat unterhielten ihr Publikum mit kompakten Bläserarrangements und einer hervorragend einstudierten Live-Performance.
Musikalisch ruhiger wurde es am Marienplatz. Dort spielte El Carpintero. Mit Reibeisenstimme, einem dreckigen Gitarrensound und einer mit spürbarer Leidenschaft gespielten Bluesharp, entsprach seine Musik genau dem was ich mir unter typischer Südstaaten Blues-Musik vorstelle.
Nach diesen drei Highlights gönnten wir uns eine kleine Pause. Wir suchten uns am Cafe Schönborn ein freies Plätzchen und genossen einen leckeren Cappuccino. Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die Würzburger Innenstadt, verabschiedeten sich meine Eltern und ich setzte meine Stramu-Tour bis in den Abend fort.
Der Wetterbericht hatte nicht gelogen. Am Sonntag regnete es in Strömen und ich war froh den Samstag für mich alleine gehabt zu haben, um all die fantastischen Künstler und Musiker zu sehen die ich mir aus einem Angebot von über 50 Künstlern ausgesucht habe und die an diesem Wochenende wieder die Straßen von Würzburg mit ihrer Leidenschaft und Hingabe bereicherten.
Zwei kleine Pausen hatte ich mir gegönnt. Zum einen war ich Neugierig auf das Volvox auf deren Webseite ich las, dass sie dort unter anderem echtes Brot backen und Brühe kochen aus dem was die Natur bietet. Und zum anderen natürlich mein cool down Pfefferminztee mit frischen Minzblättern im Coffee Shop im Hugendubel.
Nach einem wunderbaren Essen, das hielt was die Webseite versprach und einer minzigen Erholungspause, war der ganze Tag für mich dann ein absoluter Genuss-Tag dessen positive Vibes noch eine ganze Weile für gute Laune bei mir sorgten.
Ein Schmelztiegel der Kulturen
Mein nächstes Highlight war der Würzburger Kulturherbst an dem jedes Jahr von Ende September bis Mitte Oktober in über 40 Gemeinden mehr als 190 Veranstaltungen stattfinden. Und auch Martinello hatte sich wieder angemeldet und für das letzte Wochenende im September in seinem Kreativ Häusle in Güntersleben ein interessantes Programm zusammengestellt.
Neben meiner Band Amely Day, in der Martinello den Bass spielt, standen für Samstag und Sonntag noch eine Afrikanische Trommelgruppe, eine Jazz- und Swing Band, verschiedene Gastmusiker, Mantren Singen, Märchen aus aller Welt und Rinden-Schnitzen für Kinder auf dem Programm. Für mich war das alles sehr beeindruckend. Wie ein Schmelztiegel der Kulturen und Subkulturen die sich im regen Austausch bei selbst gebackener Quiche und Federweißer begegneten.
Neben vielen neuen und interessanten Menschen traf ich auch einen alten Bekannten. Während im Wohnzimmer eine offene Jam-Session lief, unterhielten wir uns angeregt über seine aktuellen Projekte und ich erzählte ihm vom vorausgegangenen Wochenende an dem meine Eltern einen Gutschein von mir einlösten und wir in Forchheim, meinem Geburtsort, waren und unsere Verbundenheit zur „alten Heimat“ beim Karpfen essen spürten.
Es war ein bewegender Tag, da ich viel über mich und die Vergangenheit meiner Eltern erfahren durfte. Es war aber auch ein sehr lustiger Tag. Vor allem als wir auf der Rückfahrt noch im Cafe Glück & Gut auf dem Bürgerbräu Gelände in Würzburg waren und ich meiner Mutter erklärte, dass die Kekse in der Glasdose auf der Theke „Haschkekse“ wären und meine Mutter natürlich einen davon probieren wollte. Mein Bekannter sah mich zuerst sehr verwundert an, doch nachdem er die ganze Geschichte gehört hatte, musste er herzhaft lachen.
Perfekte Tage
Anfang Oktober vielen die Temperaturen tagsüber auf unter 15 Grad und so war ich froh, mein Geburtstagsgeschenk: einen Tag Zeit, direkt an meinem Geburtstag einlösen zu können und diesen komplett verregneten Tag mit meinem besten Freund in Aschaffenburg zu verbringen. Wir starteten mit einem mediterranen Frühstück in der Lido Eis Boutique.
Anschließend fuhren wir zum Saunieren nach Mainaschaff in den Saunagarten, verwöhnten unseren Gaumen am Abend im Punjab Tandoori mit indischen Köstlichkeiten und schwelgten im Pub The Golden Harp in Erinnerung an unseren Bootsurlaub in Irland….a perfekt Day….würde ich mal so sagen!
Für die letzten Tage im Oktober waren die Wetteraussichten hervorragend. Also fuhr ich mit einem guten Bekannten für drei Tage zum Bierwandern in die Fränkische Schweiz. Die Unterkunft im Hotel Goldener Stern in Muggendorf war, was die Unterbringung, den Service und die regionale Küche betrifft, hervorragend und der Ort ein idealer Ausgangspunkt um meine Heimat, die Fränkische Schweiz, mit ihren Felsen, Höhlen, Burgen, den kleinen Privatbrauereien und den regionalen Köstlichkeiten entdecken und genießen zu können.
Wir erlebten drei wundervolle Tage in der Natur an denen ich meine Batterien wieder aufladen und meine Seele baumeln lassen konnte. Es hätte schöner fast nicht sein können, hätte nicht dieses kleine Hinweisschild „Heute Ruhetag“ immer mal wieder unsere Hopfenträume getrübt….
Wenige Tage nach dem Wandertrip war ich zur Geburtstagsfeier von Martinello eingeladen. Die Gäste, dieser mittlerweile legendären Feier, waren Musikern und Freunde kreativer und kulturübergreifender Begegnungen. Und so trafen sich Djembe, Bongo, Cajon, Violine, Gitarren, Tuba, Maultrommel, Blues-Harp und ein Didgeridoo mit ihren Besitzern zum feiern und gemeinsamen musizieren. Wer wollte durfte auf seinem Instrument ein Thema oder einen Groove vorgeben und die anderen Instrumente stiegen mit ein. Die Feier ging bis nach Mitternacht und die positiven Schwingungen dieses Abends wirkten noch Tage nach.
Dann kam er: der Herbst-Blues. Grauer Himmel, kaum Sonne und eine feuchte Kälte die mir jegliche Motivation nahm aus dem Haus zu gehen. Warum es mir dann doch gelang und wie ich es auf den Stuhl des Oberbürgermeisters schaffte, lest ihr in Kürze im letzten Teil meines Jahresrückblicks. (Weiterlesen)