Die besten Weine entstehen im Einklang mit der Natur. Daher werden auch in meiner Fränkischen Heimat die Winzer immer kreativer, wenn es darum geht, das Ökosystem Reben noch vielfältiger zu gestalten.
Neben dem pflanzen von Sträuchern errichten sie Steinhaufen, Trockenmauern und Insektenhotels als Unterschlupfmöglichkeit für Kleintiere und Insekten. Damit fördern sie die Artenvielfalt im Weinberg. Und die ist wichtig, da im Weinberg eine Fruchtfolge wie beim Ackerbau, durch die sich der Boden regenerieren kann, nicht möglich ist.
Die Biodiversität im Weinberg hat natürlich auch großen Einfluss auf die Qualität der Weine. Die vom Boden und von Kräutern angereicherten Aromen können später im Weinglas wahrgenommen werden.
Eine Augenweide in den Weinbergen
Die blühende Begrünung am Rand von Weinbergen bietet im Spätsommer vielen Insekten einen Lebensraum, den sie auf den abgeernteten Feldern nicht mehr finden. Für Blütenreichtum sorgen Schwedenklee, Gemeine Schafgarbe, Wilde Malve, Wiesensalbei und viele mehr.
Übrigens: Werden „Stolzer Heinrich“ und „Starrer Hansl“ im Weinberg gesehen, bedeutet dies nicht, dass zwei fränkische Winzer auf einem Ruhebänkle sitzen. Gemeint ist der Gemeine Natternkopf, der mit seinen blauen Blütenständen die Weinberge schmückt.
Schönheiten wie die Wilde Tulpe, die Weinbergshyazinthe oder der Weinbergslauch geben den Rebflächen ihren typischen Weinbergscharakter. Für eine Augenweide in den Weinbergen sorgen die blühenden Rosen, die Spaziergänger und Wanderer mit ihren farbenprächtigen Blüten und ihrem betörenden Duft begleiten.
Fun Fact: Auch wenn die Rosen heute nur noch zur Attraktivität des Weinlandes beitragen, hatten sie ursprünglich eine wichtige Aufgabe für den Winzer übernommen. Da die Umgebungsbedingungen bei Rosen nahezu identisch mit denen der Rebstöcke sind, wurde die Rose als sogenannte Indikatorpflanze genutzt. Weinrebe und Rose sind nämlich anfällig für die gleichen Krankheiten und Schädlinge. Und da die Rosen sehr viel empfindsamer als die robusten Trauben sind, zeigen sie bei Befall viel früher Symptome als der Weinstock. Wenn sich auf den Rosenblättern z.B. erste Anzeichen des Befalls mit Mehltau zeigten, konnten die Winzer rechtzeitig reagieren und durch entsprechende Gegenmaßnahmen ihre Rebstöcke und letztlich ihre Ernte und den Wein retten. Somit nutzten die Winzer die Weisheit der Natur – quasi durch die Blume.
Fliegende Mäusejäger im Weinberg
Wenn ihr bei einer Weinbergswanderung Mäusebussarde, Falken oder Habichte über den Weinbergen kreisen seht, dann könnte es daran liegen, dass die Winzer dort fachgerechte Nistkästen für die eleganten Flugkünstler gebaut und am Waldrand angebracht haben.
Denn durch den Einsatz von Blüheinsaaten zum Schutz vor Bodenabschwemmung, fühlen sich nicht nur Vögel und Insekten im Weinberg wohl. Auch Mäusen schmecken die Samenkapseln der Mohnblume oder der Hagebutte.
Leider fressen Mäuse vor allem in Trockenjahren auch die Trauben an, weshalb immer mehr Winzer durch den Einsatz der „Fliegenden Mäusejäger“ versuchen, den Mäusebestand in den Weinbergen zu reduzieren.
Wie ihr seht, sorgt eine reiche Vielfalt im Weinberg für ein stabiles Ökosystem. Dass davon nicht nur die Weinqualität profitiert, sondern vor allem auch die Natur, macht die Biodiversität doppelt interessant! Vor allem aber stehen Ökonomie und Ökologie nicht im Widerspruch zueinander!