Mit dem Ausdruck echter Begeisterung auf dem Gesicht sitze ich im Restaurant Vrohstoff und genieße eine für mich sehr außergewöhnliche Variante des italienischen Klassikers „Spaghetti Bolognese“. Meine Nudeln sind ein Mix aus Karotte, Zucchini und Kichererbse und meine Bolognese-Sauce aus Soja-Granulat. Und wie sagt’s die Maus: „kling komisch, is’ aber so“.
Es ist meine erste kulinarisch vegane Erfahrung und mit jeder Gabel Genuss die mit Freude und Lust den Weg in meinen Mund findet, verstehe ich warum findige Marketing-Menschen hierfür den Namen Healthy Hedonism kreiert haben.
Als ich das erste Mal von diesem Trend las, also von gesundem Essen das Spaß macht und nicht Verzicht bedeutet, musste ich unwillkürlich an meine Eltern und Großeltern denken bei denen das Essen mit Produkten aus dem eigenen Garten zubereitet wurde und wird und die Verwendung von frischen Kräutern den Duft von Leichtigkeit und Sinnlichkeit in der Küche verbreiteten. Das änderte sich abrupt als meine Generation ihre kulinarische Revolte startete und mit der Erfindung der Mikrowelle, der Fertiggerichte und dem Fastfood den Genuss wieder aus der Küche vertrieb.
Da staunte die Generation der OK-Boomer
Doch dann kamen die Nullerjahre und mit ihnen die Food-Blogger. Und plötzlich war Ernährung nicht mehr nur Nahrungsaufnahme sondern mutierte zum Event das es auf allen Sozial Media Kanälen zu zelebrieren galt. Und die Generation der OK-Boomer staunte jedesmal Bauklötze wenn die renommierten Fachblätter auf ihren Online-Portalen über die neuesten Food-Trends berichteten. Aber was sind das für Trends und wo kann man diese spannenden neuen Kreationen in Würzburg entdecken?
Yummi Breakfast und Overnight Oats – meine Augen begannen zu leuchten als ich diese außergewöhnlichen Frühstücksvarianten auf der Speisekarte im Cafe Cosmo entdeckte. Das ist mal was ganz anderes als das Basis Frühstück, bestehend aus Schinken, Käse, Toast und Ei. Dazu noch ein Frischer Tee oder eine Chai-Latte und man hat alle Zutaten für ein ausgewogenes Frühstück das man sich ab und an, am besten in netter Gesellschaft, einmal gönnen sollte.
Und damit gehören Frühstücks-Locations wie das Cafe Fred, das Cafe Rudowitz oder das Eva’s in Unterpleichfeld zurecht in die Kategorie The New Breakfast.
Der Begriff „Bio“ tauchte in Bezug auf gesunde Ernährung zum ersten Mal in den 80er Jahren in meiner Wahrnehmung auf. Ich schenkte den Produkten keine große Beachtung denn die Zielgruppe dieses Ernährungstrends, die damals noch sehr leicht an ihrer Kleidung und ihren „Atomkraft? Nein Danke!“-Buttons zu erkennen waren, ernährte sich vegetarisch oder vegan und ich war davon überzeugt, dass Begriffe wie „Gesund“ und „Genuss“ nicht vereinbar waren.
Wenn ich heute gelegentlich in die Würzburger Innenstadt komme plane ich immer eine kleine Auszeit für große Genuss-Momente ein. Diese finde ich unter anderem im Sir Quickly. Gerichte wie ein Orientalisches Kichererbsen-Dal mit Blumenkohl & Curry-Reis und als Dessert ein Hagelzucker-Muskat-Rupftörchen klingen heute gar nicht mehr so exotisch und schmecken super lecker!
Wer jetzt Lust auf vegane Gerichte bekommen hat oder sich glutenfrei ernähren muss der kann diesen Planet Based Food-Trend auch auf den Speisekarten vom Ohana oder dem Vrohstoff entdecken.
Und damit bin ich wieder bei Healthy Hedonism. Denn die Begriffe „Gesund“ und „Genuss“ sind so wunderbar vereinbar, dass man auch als gelegentlicher Fleisch-Esser einmal auf Fleisch verzichten kann ohne etwas zu vermissen. Und das verdanken wir so wundervollen Locations wie dem Wunschlos Glücklich oder der Avocado Bar.
Ein Dankeschön an Robert Wilhelm
Das Bild der Innenstädte hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten stark verändert. Auch in Würzburg laufen Menschen aller Generationen mittlerweile Smartphone-gesteuert unbekannten Zielen entgegen und manche von ihnen sind dazu noch derart „busy“ dass sie ohne einen Coffee-to-go kaum noch von A nach B kommen.
Das verlangt nach einem Gegentrend! Und mit der Aufforderung Coffee-to-stay gehöre ich zur Kohorte derer die sich noch an Kaffeehäuser erinnert in denen man ein Kännchen Jacobs- oder Dallmayr-Kaffee bestellen konnte. Deshalb an dieser Stelle ein mächtig großes DANKESCHÖN an Robert Wilhelm der vor 25 Jahren in der Schmalzgasse mit dem Lavazza Würzburgs erste Espresso-Bar eröffnete.
Heute gehört es bei jedem Stadtbesuch irgendwie dazu sich eine kleine Auszeit in einem Cafe zu gönnen. Und das tut man entweder touristengleich im Cafe am Dom, dem Cafe Brandstetter oder dem Cafe Michel. Wer eine etwas zeitgemäßer Auswahl an Heißgetränken und ein moderneres Ambiente möchte, der geht ins Cafe Fred, ins Cafe Mozart oder ins Petit Cafe.
Und dann gibt es noch die neuen trendigen Kombi-Läden in denen man, dem Zeitgeist entsprechend, Shoppen und Cafe trinken verbindet. Cafes wie das Nähcafe Edeltraud, die Cafe- und Weinbar Centrale oder das Eckhaus in dem man das Cafe neben Wohnaccessoires findet. Hier kann man wunderbar entspannen, staunen und genießen.
Und weil ich Genussmomente gerne mit etwas Süßem verbinde, passt zu einem frischen Pfefferminztee oder einer leckeren Chai-Latte unglaublich gut eine der angesagten Yummy-Food-Spezialitäten. Und was hier als Trend so sonderbar klingt ist auf Instagram ein wichtiger Hashtag bei Foodbloggern. Da mag ich doch glatt nochmal die Maus zitieren: „Klingt komisch, is’ aber so.“
Gemeint sind damit Läden in denen es den ganzen Tag verführerisch duftet wie bei Donut Dreams, Petet-Delice, Wonderwaffel oder bei Main Cake. Hier findet man Macarons von einem preisgekrönten Confiseur, Waffeln mit über 200 Kombinationsmöglichkeiten oder einzigartig cremige Cheesecake-Variationen. Hier kann man Leben genießen, sich eine kleine Auszeit gönnen und seine Ich-Zeit entdecken. Hier ist alles möglich!
FAZit
Das Leben ist einfach viel zu kurz um auf Genuss-Momente zu verzichten. Und wenn „Genuss“ mit „Gesund“ kombiniert wird, dann gilt es diese Momente bewusst zu genießen. Und wenn „Genuss“ in Verbindung mit „Belohnung“ steht, weil man ein persönliches Ziel erreicht hat oder eine schwierige Entscheidung treffen musste, dann ist es nicht von Bedeutung dass ein Macron, eine Waffel oder ein Cheesecake ein paar Kalorien zu viel hat. Viel wichtiger ist es, dass man seine innere Balance dadurch wiedergefunden hat.
Deshalb Daumen hoch für die jungen Kreativen die das Würzburger Stadtbild um eine Vielzahl an innovativen Genuss-Tempeln bereichern und ich wünsche mir, dass auch meine Generation, in der es jede Menge moderner und hipper Menschen gibt deren Lebensstil von Gesundheitsbewusstsein und dem Grundgedanken der Nachhaltigkeit geprägt ist, diese Genuss-Oasen für sich entdecken…