Weinprobe für Zuhause: 5 Weine „aus der Wildnis“ vom Weingut Schenk

weinprobe in der wildnis

(Beitrag enthält Werbung)

Das Ethos ist eine „vom Bewusstsein sittlicher Werte geprägte Gesinnung“ oder „Gesamthaltung“.

Der Duden

Ethos ist aber auch der Name einer Gruppe, den sich 13 junge Winzer:innen aus Unterfranken gegeben haben. Sie haben sich zusammengeschlossen und ihren eigenen Codex entwickelt. Darin verpflichten sie sich, umwelt- und ressourcenschonenden Weinbau zu betreiben, die Steillagen zu erhalten, Biodiversität zu fördern, gesellschaftliche und soziale Verpflichtungen zu übernehmen und ehrliche und faire Qualitätsweine zu erzeugen.

Einer dieser 13 Ethos-Winzer ist Thomas Schenk vom Weingut Schenk aus Randersacker. Er leitet den Familienbetrieb seit 2015 und hat sich zum Ziel gesetzt, Weinbau Co2 neutral und so nah wie möglich an der Natur, für die nachkommenden Generationen zu betreiben.

Ich habe mich mit Thomas Schenk verabredet und treffe ihn auf seinem Winzerhof in Randersacker. Doch das Interview muss erst einmal warten. Denn bevor wir über die Weine sprechen, nimmt er mich mit in seine Weinberge. Er sagt, wenn ich sehe wo der Wein wächst, kann ich die Philosophie, mit der er Weinbau betreibt, viel besser verstehen.

Ich freue mich und bin neugierig zu erfahren, was ihn als Winzer antreibt, welche Ziele er verfolgt und warum er mir 5 Weine „aus der Wildnis“ für meine geplante Weinprobe mit Freunden ausgesucht hat.

DAS INTERVIEW

Warum bist du Winzer geworden?

Thomas: Eigentlich wollte ich Fluglotse werden. Aber wenn man in einer Winzerfamilie aufwächst, wird man vom familiären Umfeld geprägt. Man genießt das Leben im Dorf. Spürt den Zusammenhalt. Feiert gemeinsam. Und dann waren es diese Momente, wenn unsere Heckenwirtschaft geöffnet hatte und ich die Menschen beobachten konnte, wieviel Spaß und Freude sie mit unseren Produkten hatten. Hier ist bei mir die Lust entstanden, diese Produkte einmal selbst zu produzieren. Also habe ich eine Ausbildung zum Winzer gemacht und anschließend noch Weinbau studiert.

Es ist aber auch das Arbeiten in der Natur. Man wird wird demütig wenn mal ein Hagel kommt. Dann aber erlebe ich wieder überwältigende Freude, wenn es nach einer längeren Trockenperiode regnet!

Im Winter genieße ich die Zeit in den Weinbergen. Der Rebschnitt hat etwas meditatives. Ich nutze die Zeit um runterzukommen, mich zu besinnen und mir in Ruhe Gedanken über das anstehende Jahr im Weinberg und in der Familie zu machen.

Wie lange gibt es das Weingut Schenk?

Thomas: In unserem Familienbetrieb wird Wein bereits in der 10. Generation ausgebaut. Meine Großeltern haben den Weinbau noch im Nebenerwerb betrieben und den Wein im Fass verkauft. Seit den 80er Jahren füllen wir den Wein in Flaschen.

Was bedeutet für dich Tradition?

Thomas: Ich mag es nicht, wenn sich Menschen hinter dem Begriff „Tradition“ mit Sätzen wie „das haben wir schon immer so gemacht“ verstecken und keine Vorstellung von Zukunft haben.

Ich halte es für besser nach vorne zu blicken und alles zu hinterfragen. Dabei muss aber nicht alles anders gemacht werden, nur damit es anders ist.

Da ich nicht der Letzte sein möchte, der hier vom Weinbau leben kann, muss ich mich damit auseinandersetzen, wie wir mit den gegebenen Resourcen umgehen und nachhaltig produzieren können. Und wie Weinbau auch in Zukunft gelingen kann.

Ihr seid ein Familienbetrieb. Sind außer der Familie noch helfende Hände und Mitarbeiter auf dem Weingut beschäftigt?

Thomas: Neben meiner Frau, die für Veranstaltungen und das Büromanagement verantwortlich ist, helfen bei Bedarf auch meine Eltern mit. Wenn es im Weinberg viel zu tun gibt, wie dem Ausbrechen der Geiztriebe, oder dem Aufbinden der Triebe packen zahlreiche Aushilfen, die alle aus dem Dorf oder der Region stammen, mit an. Als Ethos-Winzer ist es mir wichtig, dass sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen und ordentlich bezahlt werden. Und dass die dörfliche Gemeinschaft stimmt.

Welche Rebsorten baust du hauptsächlich an?

Thomas: Auf unseren sieben Hektar Anbaufläche bauen wir typisch fränkische Rebsorten wie Silvaner, Bacchus, Scheurebe, Müller-Thurgau, Spätburgunder, Riesling und Domina an. Aber auch ein Sauvignon Blanc und die beiden PIWI Sorten Solaris und Cabernet Blanc werden von uns ausgebaut.

Auf den Cabernet Blanc bin ich übrigens bei einer Blindverkostung aufmerksam geworden. Das war für mich der beste Cabernet den ich bisher probieren durfte. Ich habe mir daraufhin 45 Pflanzen bestellt. Die PIWI Rebsorten weisen eine hohe Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten auf und ermöglichen im Bedarfsfall eine deutliche Reduzierung des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln.

Wo befinden sich eure Weinberge?

THomas: Unsere Weinberge befinden sich ausschließlich in Randersacker, mitten im Muschelkalkgebiet. Das merke ich, wenn ich mit dem Pflug arbeite und Steine, so groß wie Reisekoffer, wegräumen muss.

Viele der Lagen liegen am Sonnenstuhl und Marsberg in Seitentälern die nicht flurbereinigt sind. Durch die Südhanglage und die besondere Sonnenintensität an den Steilhängen bekommen die Trauben während der gesamten Vegetation maximale Wärme ab. Die feuchtere Luft, die vom Main in die Täler zieht, sorgt für eine optimale Thermik. Die kalten Luftströmungen fallen nachts den Hang hinunter, werden am morgen erwärmt und wandern tagsüber wieder nach oben.

Wir haben aber auch Weinberge in Osthanglage. Dort wächst der Bacchus, der von der kühleren Lage hinsichtlich des Klimawandels profitiert.

Wo liegen die Stärken des Weinguts? Was ist die Philosophie?

Thomas: Es ist mir wichtig, dass Weinberge nicht nur als Nutzfläche, sondern als Ökosystem begriffen werden, dessen Biodiversität erhalten werden muss.

Als Ethos-Winzer begrüne ich die Ränder der Weinberge, so dass immer etwas blüht – wilde Möhre, Klee, Malven – und Insekten dort Lebensräume finden. Außerdem pflege und baue ich Trockenmauern und achte in besonderem Maß auf gefährdete Pflanzen, die auf der Roten Liste stehen. Ich erhalte Einzelbäume, Streuobstwiesen, Magerrasen und Steinriegel, die für den Natur- und Artenschutz wertvoll sind.

Und ganz wichtig: im Weinberg werden keine Herbizide und Insektizide eingesetzt. Hier arbeite ich mit biologischen Methoden.

Das alles ist möglich, weil wir ein kleiner, flexibler Betrieb sind und deshalb neue Ideen sehr schnell umsetzen können. So stellen wir individuelle und handwerklich gute Weine „aus der Wildnis“ her.

Für eine Weinprobe zu Hause – welche Weine „aus der Wildnis“ würdest du mir empfehlen?

Thomas: Mitgebracht habe ich dir einen Silvaner, einen Ewig-Leben Cuvèe, einen Sauvignon Blanc, eine Domina und einen Rotling.

Wie du gesehen hast, sind die Weinlagen auf denen diese Weine wachsen kleine Parzellen, die nicht flurbereinigt sind. Sie sind etwas versteckt in den Seitentälern zu finden. Der Weg dorthin führt auf nicht asphaltierten Wegen durch eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft.

Die kleinen Parzellen sind von Hecken und Waldsäumen umgeben und du siehst viele Lesesteinriegel und Trockenmauern. Um den Kräuter-Magerrasen rund um die Weinberge offen zu halten, bedarf es einer exzessiven Pflege der Freiflächen. Durch die sehr hohe Biodiversität kannst du in meiner „Wildnis“ gelegentlich auch Rehe, Hasen und Wildschweine antreffen.

1.Silvaner

Thomas: Der Weinberg auf dem der Silvaner wächst, steht am Graben „Tiefe Klinge“ auf dem Randersackerer Lämmerberg. Dieser befindet sich in einem Seitental Richtung Gerbrunn. Es ist eine windgeschützte Südlage, die von Hecken und hohen Bäumen umgeben ist.

Als Begrünung zwischen den Rebzeilen verwenden wir Wicke, Klee, Rettich und Gras. Der Silvaner wächst auf einem Lämmerboden, was ein älteres Wort für Lehmboden ist. Der Boden ist tiefgründig und hat eine gute Wasserversorgung. Dadurch schmeckt der Wein vollmundig und cremig.

Zum Geruch: Ich rieche Weiße Blüten, Schlehdorn. Ein bisschen Stachelbeere und grüner Apfel. Da ist auch noch ein bisschen Curry und etwas herzhaftes, das mich an Leberwurst erinnert. Aber nur einen Hauch. Eine kleine Nuance.

Gerald: Den grünen Apfel und die Stachelbeere kann ich ebenfalls riechen. Auch eine kleine Zitrusnote. Aber die herzhafte Note, da muss ich passen. Finde das aber mega spannend.

Thomas: Vom Mundgefühl ist der Silvaner richtig trocken und trotzdem saftig, weich und cremig.

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2. Ewig-Leben Cuvèe

Thomas: Die Reben für den Ewig-Leben Cuvèe kommen aus kleinen Parzellen, die sich in der ehemaligen Großlage „Ewig Leben“ befinden. Die Rebstöcke sind im Schnitt über 40 Jahre alt und haben mehr Wurzelmasse. So können sie eine Trockenphase besser überbrücken.

Zum Geruch: Ich rieche Hollunder, Waldmeister und eine leichte Zitrusnote.

Gerald: Diese drei Aromen kann ich diesmal auch riechen.

Thomas: Für diesen Cuvèe habe ich 60 Prozent Müller-Thurgau, 30 Prozent Scheurebe und 10 % Bacchus miteinander kombiniert. Der Müller-Thurgau ist fruchtig und unaufgeregt. Er hat Noten von reifen Äpfeln und Honigmelone und ist von der Säure zurückhaltend. Die Scheurebe bringt die grüne Komponente, wie Stachelbeere und der Bacchus das Exotische wie Maracuja.

Zum Mundgefühl: Der Ewig-Leben Cuvèe hat nach vorne eine leichte Säure und eine herzhafte Komponente. Er ist leicht grasig und bleibt auf dem Gaumen kleben. Der Cuvèe ist sehr präsent und schmeichelt um die Zunge.

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3. Sauvignon Blanc (wird auch Muskat-Silvaner genannt)

Thomas: Dieser Sauvignon Blanc wächst auf auf einem fast ebenen Weinberg am Lämmerberg. Die Weinlage, die von Morgens bis Abends Sonne hat, war früher eine Domina-Lage. Die Rebstöcke mit ihren 35 Jahre alten Wurzeln, wurden umveredelt. An der Weinlage, die von Hecken eingesäumt und von einer Wiese umgeben ist, stehen noch große Nussbäume.

Der Boden hat eine richtig dicke Lössauflage. Durch die dauerhafte Bewirtschaftung ist dort eine Lösskante entstanden in der Erdbienen und Hummeln leben. Das ist hier in der Region einmalig. Ich kenne das nur aus der Weinregion Kaiserstuhl.

Gerald: Ich rieche einen grünen Apfel.

Thomas: Das ist gut. Da ist aber auch noch etwas stachelbeeriges und eine leichte Muskatnote. Er hat eine angenehme Säure. Der Sauvignon Blanc ist sehr geruchsintensiv. Da ist etwas sehr angenehmes, wie wenn man Brennessel mäht und zerreibt. Und auch etwas grasiges, wie wenn man Buchs schneidet.

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4. Domina

Thomas: Unsere Domina wächst auf zwei Parzellen. Einmal auf einem Lössboden und einmal auf Muschelkalk. Dadurch reifen die Trauben unterschiedlich. Um ein homogenes Lesegut zu erhalten begrünen wir auf dem Lössboden jede Rebzeile und auf dem Muschelkalk jede zweite Rebzeile.

Bei den Parzellen handelt es sich bei Beiden um Südhänge, die von Morgens bis Abends Sonne haben. Sie liegen so hoch, dass sie auch bei Nebel aus dem Dunstbereich rausgucken. Damit auch die Trauben die maximale Sonneneinstrahlung bekommen und die Gerbstoffe schön reif werden, stellen wir die Trauben von Hand komplett frei.

Gerald: Ich rieche dunkle Beeren.

Thomas: Ja, ganz deutlich. Und dazu gesellt sich noch ein zartes Himbeeraroma. Dann rieche ich noch Honig und Kiefernharz. Und die schmeichelhafte Taninstruktur erinnert mich an eine edle dunkle Schokolade.

Zum Mundgefühl: Hier kannst du ganz deutlich das Tanin schmecken. Der Wein ist fränkisch trocken, sehr herzhaft, aber auch samtig und weich.

5. Rotling

Thomas: Die Weine für den Rotling kommen ebenfalls aus nicht flurbereinigten Weinbergen. Verwendet habe ich hierfür einen Müller-Thurgau, eine Domina und einen Spätburgunder.

Der Müller-Thurgau ist der perfekte Cuvèe Partner. Von der Domina kommt das herzhafte, aber auch ein röstiges und dörriges Aroma. Und der Spätburgunder steuert die klare, klassische Erdbeerfrucht bei. Wenn du den Wein gegen das Licht hältst, leuchtet er ganz leicht rubin.

Zum Geruch: Neben der Erdbeere rieche ich noch eine Himbeere und eine Johannisbeere. Begleitet von einem sanften Rosenduft. Da ist aber auch noch ein wenig Blutorange. Er ist fruchtig und hat eine deutliche Restsüße.

Zum Mundgefühl: Der Rotling ist erstaunlich langanhaltend im Geschmack.

Was ist eigentlich dein eigener Lieblingswein „aus der Wildnis“?

Thomas: Natürlich der Silvaner. Er ist unaufgeregt und biedert sich nicht mit Fruchtigkeit und Süße-Säure-Spiel an. Er lebt allein von seinem kernigen, kargen Geschmack. Es geht dabei um die leisen und feinsinnigen Töne. Um Nuancen und Tendenzen. Das gefällt mir.


Vielen Dank, dass ich nicht nur dich und deine Weine kennenlernen durfte, sondern auch viel Wissenswertes und Interessantes über das Weingut und die Philosophie hinter „deiner Wildnis“ erfahren habe.