Eine beliebte Ruhe-Oase in Würzburg ist der Botanische Garten der Universität Würzburg. Er ist ein Ort der Entspannung und Erholung und bietet zahlreiche Inspirationen für eigene Gartenprojekte. Auf einer Fläche von über 2.500 m² befindet sich hier eine Sammlung von etwa 10.000 Pflanzenarten. Der Botanische Garten verfügt über 15 Gewächshäuser und beheimatet, neben Pflanzen aus den verschiedensten Klima- und Vegetationszonen, auch zahlreiche heimische Pflanzenarten.
Und weil es hier vom historischen Bauerngarten bis zur nordamerikanischen Prärieanlage, so viel zu entdecken gibt, möchte ich euch die interessantesten Teilbereiche des botanischen Gartens einmal etwas näher vorstellen.
Die nordamerikanische Prärielandschaft
Ich betrete die Anlage des Botanischen Gartens durch den Haupteingang am Julius-von-Sachs-Platz. Über eine Treppenanlage, die an den Institutsgebäuden für Biowissenschaften vorbeiführt, komme ich auf den breiten Hauptweg. Nach den unmittelbar ans Institut angrenzenden Gewächshäusern, die für Besucher nicht zugänglich sind, befindet sich am Eingang des Gartens eine große Infotafel und ich verschaffe mir erst einmal einen Überblick über das Gelände.
Direkt hinter der Infotafel, auf der rechten Seite, ist eine nordamerikanische Prärienlandschaft, wie sie sich von den Rocky Mountains im Westen bis zu den großen Seen im Osten der USA erstreckt. Die artenreiche baumlose Graslandschaft ist hauptsächlich aus Stauden und Gräsern zusammengesetzt. Zu blühen beginnt es hier ab Ende April bis in den November hinein. Einige der hier blühenden Wildpflanzen sind mittlerweile bei uns beliebte Zierpflanzen geworden.
Der historische Bauerngarten und die Arzneipflanzenabteilung
Auf der linken Seite des Hauptweges ist ein historischer Bauerngarten. Hier gibt es Gemüse-, Zier- und Wildpflanzen in einer Mischkultur zu entdecken, wie sie früher üblich war. Ich bin beeindruckt von der Vielzahl der Wildpflanzen, die schon seit frühester Zeit als Nahrungs-, Heil- oder Färbepflanzen gesammelt und angepflanzt werden. Am Ende des Bauerngartens steht eine Gartenlaube und ein Wildbienenhotel. Und in dem kleinen Steingarten vor der Laube wachsen eine Reihe neuer, vor allem Trockenheit ertragende Pflanzen.
Neben dem Bauerngarten ist die Arzneipflanzenabteilung. Der Garten ist in viele Pflanzenbereiche wie Ätherische Öle und Balsame, Herz- und Kreislaufmittel oder Kohlenhydrate unterteilt. Da nur wenige der in Deutschland verwendeten Arzeipflanzen aus heimischen Anbau stammen, sind mir von den über 200 Arzneipflanzen lediglich die Pflanzen aus dem Garten meiner Mutter, wie die Kamille, die Pfefferminze, die Ringelblume und das Johanniskraut bekannt.
Das Tropenhaus
Vor dem Eingang zum Tropenhaus biege ich erst einmal nach links ab und folge dem Rundweg durch die Tertiärwald-Abteilung. Auf einer Fläche von 1,5 Hektar wurden hier über 200 Gehölzarten angepflanzt, die vor mehr als 2,5 Millionen Jahren in Mitteleuropa weit verbreitet waren.
Zurück am Tropenhaus freue ich mich dann auf ein Mikro-Abenteuer in der gläsernen Gewächshausanlage. Das Tropenhaus besteht aus sechs, zu einem Rundgang angeordneten Teilbereichen mit unterschiedlichster Klimaführung. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und einer hohen Durchschnittstemperatur gibt es hier tropische Pflanzen aus den Ökosystemen Rund um den Erball zu entdecken. Gerade in den Wintermonaten gehört es zu den Highlights im Botanischen Garten.
Tipp: Für einen Rundgang solltet ihr etwa eine Stunde einplanen. Das Foyer, in dem regelmäßig Ausstellungen stattfinden, ist barrierefrei zu erreichen. Hier ist der Treffpunkt für die meisten Gartenführungen und auch die Toiletten befinden sich hier.
Die 6 Teilbereiche des Tropenhaus
- Der Tieflandregenwald – verbreitet von Hinterindien und Südchina bis Sumatera und Kalimantan (Borneo)
Charakteristische Merkmale:
• Keine jahreszeitlich bedingten Klimaschwankungen.
• Über das ganze Jahr gleichmäßige Lichtverhältnisse (12 Std. Licht/ 12 Std. Dunkelheit).
• Mittlere Jahrestemperatur zwischen 25 bis 30 °C.
• Niederschläge über 2000 mm; gleichmäßig über das Jahr verteilt.
- Der Bergnebelwald – Bezeichnung für einen bestimmten Waldtyp, der in den Tropen und Subtropen vorkommt. Er hat seinen Namen daher, dass er bei feuchter Witterung fast immer in Wolken oder Nebel eingehüllt ist.
Charakteristische Merkmale:
• Die Fauna und Flora ist sehr üppig und hat Urwaldcharakter.
• In der Regel ist eine hohe Artenvielfalt gegeben.
• Durch die Abgeschiedenheit der Bergnebelwälder findet man hier oft noch relativ ungestörte Ökosysteme vor.
• Kennzeichnend sind viele Epiphyten (Moose, Orchideen, Bromelien) und häufig, besonders in den oberen Bereichen, kleine knorrig wachsende Bäume.
• Nebelwälder haben deutlich mehr Unterholz als die tropischen Tieflandregenwälder und auch die Krautschicht ist sehr gut ausgeprägt.
- Trockengebiete – Afrikas und Madagaskar
Im Allgemeinen sind solche Gebiete durch wenige, saisonal variable Regenfälle, extreme Lufttemperaturen und einer hohen potenziellen Verdunstung von Wasser aus der Tier- und Pflanzenwelt gekennzeichnet.
- Trockengebiete – Süd- und Mittel-Amerikas, sowie südliches Nordamerika
Aus ökologischer und klimageographischer Sicht werden alle potenziell nicht waldfähigen Lebensräume zu den Trockengebieten gezählt: Demnach die Wüsten, die zusammen mit den Steppen die Ökozone der trockenen Mittelbreiten bilden und zusammen mit den Dornsavannen die tropisch / subtropischen Trockengebiete. (Wikipedia)
- Blütengang mit wechselndem Pflanzenbestand
Neben exotischen Pflanzen wie der Paradiesvogelblume, Bromelien oder der Mottenorchidee befinden sich im Blütengang mehrere Aquarien, in denen es echte Hingucker zu sehen gibt: Axolotl, mexikanische Schwanzlurche, leben nur im Xochimilco-Gewässer und im Chalco rund um Mexiko-Stadt. Da sie an keinem anderen Ort der Welt vorkommen, kann man das Gefühl bekommen, es mit Wesen aus der Urzeit zu tun zu haben. Mit ihren schwarzen Augen, dem flachen Kopf und dem breiten Maul wirken sie sehr freundlich und so, als würde sie ständig lächeln.
Fun Fact: Das Wort Axolotl stammt aus der aztekischen Nahuatl Sprache. „Atl“ steht für so viel wie „Wasser“. „Xolotl“ ist einer der aztekischen Götter. Übersetzt steht Axolotl also in etwa für Wassergott oder Wassermonster.
- Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen
Der letzte Bereich des Tropischen Gewächshauses enthält tropische Weltwirtschaftspflanzen und andere Nutzpflanzen. Einige der besonders auffälligen Arten möchte ich euch kurz vorstellen:
KAKAO
Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt im nördlichen Südamerika, entlang der Quellflüsse von Amazonas und Orinoko. Der bis 15 m hohe Baum gedeiht im Schatten unter tropischen, immerfeuchten Bedingungen. Die kleinen, gelbweißen Blüten erscheinen an stärkeren Ästen und am Stamm. Aus ihnen können sich 15-20 cm lange Beerenfrüchte entwickeln, die bei Reife rotbraun gefärbt sind.
ARABICA-KAFFEE
Er stammt ursprünglich aus den Höhenlagen Äthiopiens, wurde erstmals aber im Jemen kultiviert. Die Kaffeepflanze ist ein 2-3 m hoher Strauch. Aus den weißen Blüten entwickeln sich nach 8-12 Monaten rote Steinfrüchte, die „Kaffeekirschen“, die jeweils zwei abgeflachte Samen, sogenannte Kaffeebohnen, enthalten.
PAPYRUS
Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser Staude ist das tropische Zentralafrika, wo sie an Wasserläufen zu finden ist. Durch den Menschen gelangte sie u.a. nach Ägypten und Sizilien. In Ägypten hat man aus dem Mark der dreikantigen Stängel bereits 2400 v. C. sogenannte papyri, eine Form von Papier hergestellt. Die äußeren Teile des Stängels wurden zur Herstellung von Stricken, Matten und Körben benutzt. Heute wird die Pflanze häufig als Zierpflanze kultiviert.
BAUMWOLLE
Baumwolle wird zwar in allen Tropengebieten der Erde verbreitet, ist aber keine rein tropische Nutzpflanze. Die meisten der angebauten Baumwollarten sind kleine Sträucher. Aus den je nach Art gelben, weißen oder roten Blüten entwickeln sich Kapselfrüchte, die sich bei Reife öffnen und die von meistens weißen Samenhaaren umgebenen Samen hervorquellen lassen.
Der Naturraum Mainfranken
Vom feuchtwarmen tropischen Klima kehre ich zurück in den Fränkischen Winter, der mich auf dem Freigelände im Naturraum Mainfranken bereits mit farbenfrohen Frühlingsboten erwartet.
Ich folge dem Lehrpfad „Heimische Pflanzenwelt“ in den oberen Teil des Freilands. Vorbei an den Äcker- und Nutzpflanzen, den Teich und Sumpfpflanzen und dem Gebirgspflanzenhaus darf ich die Vielfalt an Wald- und Wiesengesellschaften erleben. Das Spektrum reicht vom Schluchtwald bis zum Steppenheidewald und von der Fettwiese bis zum Trockenrasen.
Einige Infotafeln zeigen auch wo man, entlang des Mains, die weltweit einzigartige Pflanzengesellschaft des Mainfränkischen Trockenrasens in natura bewundern kann.
Meine letzte Station auf dem Weg zurück zum Ein-/Ausgang sind die Paeonienterrassen. Auf ihnen wird seit vielen Jahren eine große Anzahl an Stauden- und Strauchpfingstrosen (Paeonien) kultiviert. Die Paeonien sind der einzige Bereich in dem neben Wildarten auch vielen Zuchtsorten gezeigt werden.
Damit steht auch schon mein nächster Besuchstermin fest – im Frühsommer, um mich an der Blütenpracht der umfangreichen Sammlung an Stauden- und Strauchpfingstrosen zu erfreuen!
Öffnungzeiten des Botanischen Gartens:
Freiland: April - September von 8 - 18 Uhr Oktober - März von 8 - 16 Uhr Pflanzenhäuser: April - September von 8 - 17.30 Uhr Oktober - März von 8 - 15.30 Uhr Der Eintritt ist frei!