Genusswanderung auf dem Wingertsheisjer Wanderweg

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Tourdaten:
Dauer: 2,5 Stunden
Länge: 8,8 Kilometer
Tourenart: Tagestour
Wegweisung: Westhofener Wingertsheisjer Wanderweg

Im südöstlichen Teil des rheinhessischen Hügellandes, vor den Toren der Stadt Worms, liegt die Region Wonnegau. Hier in der „Deutschen Toscana“, genauer gesagt im Weinort Westhofen, startet meine Genusswanderung auf dem „Wingertsheisjer Wanderweg“ die mich durch eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft mit fantastischen Fernsichten führen wird. Geprägt ist die mediterran anmutende Landschaft von Weinbergen, historischen Weinbergshäuschen, Pinien und Zypressen und ich freue mich auf regionale Genüsse und Urlaubsfeeling pur!

Das Wonnegauer Picknick

In Westhofen stelle ich mein Auto am Parkplatz Nickelgarten ab. Von hier sind es nur wenige hundert Meter zum historischen Marktplatz, an dem sich auch das Weingut J.G. Orb befindet. Das Weingut gehört zu den Weingütern im Wonnegau bei denen man das kulinarische Verwöhn-Paket „Wonnegauer Picknick“ abholen kann.

Fun Fact:
19 Wonnegauer Winzer sind beim Thema „Genuss für Unterwegs“ kreativ geworden und haben spezielle Picknick-Pakete zusammengestellt. Die Pakete müssen 2 Tage im Voraus online bestellt werden und können dann beim Winzer abgeholt werden. Die Picknick-Pakete enthalten ein Wonnegauer Vesperbrett, zwei kleine Gläser, Brot, Wurst & Käse, etwas Obst, etwas Süßes, Wasser und eine Flasche Wein des ausgesuchten Winzers. Selbst mitbringen sollte man einen Rucksack, einen Korkenzieher und Besteck.

Im Weingut bin ich mit dem Winzer und Kellermeister Jens Orb und mit Yvonne Gassmann vom Touristikverein Wonnegau verabredet. Nach einem fröhlichen „Hallo“ erfahre ich, dass mich Michael Jung, der Autor des Buches „Die 111 schönsten Weinbergshäuschen“ auf meiner Genusstour begleiten möchte. Darüber freue ich mich sehr, denn Michael Jung, der sich ehrenamtlich für den Heimatverein, die Verbandsgemeinde und den Tourismusverein engagiert, gilt er DER Kenner der in der VG Wonnegau liegenden Trulli und Heisjer.

Die Philosophie des Weinmachens

Nachdem ich die regionalen Produkte des kulinarischen Verwöhn-Pakets in meinem Rucksack verstaut habe, nimmt mich Jens Orb, der gemeinsam mit seinem Bruder Jan im familiengeführten Weingut für die Weinstilistik verantwortlich ist, mit in den Weinkeller.

Zwischen Weintanks und Holzfässern erzählt er mir von der Philosophie die er mit seinem Bruder verfolgt. Dazu gehört es, die Weinberge für Hummeln und Wildbienen attraktiv zu machen, das Potential alter, tiefverwurzelter Reben zu erhalten und den Ertrag zugunsten der Pflanzengesundheit anzupassen.

Fun Fact:
Zum Weingut gehört auch ein terrassierter Landschaftsgarten von 1813, der zu den 88 schönsten privaten Landschaftsgärten Deutschlands gehört. Hier finden zahlreiche Veranstaltungen rund um das Thema Natur und Wein statt. Seit 2023 sind die über 150 Kräuter nach Hildegard von Bingen und das Rosarium interaktiv erlebbar.

Nach einem kurzen Besuch des beeindruckenden Landschaftsgartens kommt auch schon Michael Jung vorbei und wir starten unsere Wanderung auf dem Wingertsheisjer Wanderweg.

Der 14-Heisje-Blick

Vom Parkplatz Nickelgarten, an dem es auch 15 gebührenfreie Wohnmobilstellplätze gibt, führt der Weg direkt in die Weinberge. Nach wenigen Hundert Metern kommen wir bereits am ersten Heisje vorbei.

Das „Rosa Heisje“ wurde im Jahre 1766 von Unterfauth Hirschel als Schutzhäuschen aus Bruchsteinen mit einem Tonnendach in Auftrag gegeben. Bei der Renovierung im Jahre 2009 wurden die Wände weiß verputzt. Das Dach sollte ursprünglich rot werden. Weil die Farbe nicht reichte, wurde das Dach rosa – daher der Name!

Fun Fact:
Bei den Wingertsheisjer handelt es sich um Weinbergsschutzhütten, die für die „Wengertschütz“ und für die Winzer zum Schutz vor Wind und Wetter oder für die Arbeitspausen gebaut wurden. Erbaut wurden Sie in der Zeit, in der die Winzer noch zu Fuß oder mit einem Pferdegespann in den Wingert kommen mussten. 

Wir laufen durch ein herbstlich buntes Rebenmeer in einer hügeligen und traumhaft schönen Landschaft und erreichen auf einem kleinen Hügel den Aussichtspunkt „14-Heisjer-Blick“. Hier steht ein Kastanienbaum, der von einer Rundbank umgeben ist und Michael Jung zeigt mir die Heisje, die man von hier aus sehen kann.

Der mittelalterliche Wehrturm

Vom „Hiwwel“, so nennt man in der rheinhessischen Mundart einen Hügel, führt der Weg leicht ansteigend durch einen Hohlweg. Der Kirschbühl-Hohl ist ein gepflasterter Hohlweg, dessen Wände aus Lössboden einen ökologisch wertvolle Lebensräume für viele Pflanzen und Tiere bieten.

Wir erreichen eine gemütliche Wellenbank und haben hier einen unvergleichlichen Blick auf den Odenwald und das Rheintal. Am Horizont erkennen wir sogar die Frankfurter Skyline.

Während des Aufstiegs zum „Missions-Heisje“ werden wir von fröhlichem Vogelgezwitscher und kreisenden Bussarden begleitet.

Das „Missions-Heisje“ ist ein Schutzhäuschen aus dem Jahre 1766. Zwischen 1983 und 2005 befand sich dort eine „Zettelmission“. Gläubige konnten sich dort aus einem offenen Briefkasten mit Bibelzitaten und Lobpreisungen der Marienschwestern aus Darmstadt-Eberstadt versorgen.

Vom Missions-Heisje wandern wir um den Berg ohne Namen, zum Juliusturm.

Der „Juliusturm“ wurde im Stil eines mittelalterlichen Wehrturms unter Verwendung von Bruchsteinen, Backsteinen und barocken Teilen, unter anderem einen Grenzstein von 1600, erbaut. Hier haben wir einen traumhaften Rundblick und genießen das Weitsicht-Panorama das vom Melibokus, dem höchsten Berg an der südhessischen Bergstraße, über den Königstuhl bis zum Donnersberg bei Dannenfels reicht.

Ausblick bis in den Odenwald

Auf unserem Weg durch die herbstlich bunten Weinberge, den Pinien und Zypressen, den Trockenmauern und Steinhaufen kommen wir auf dem Weg zum Westhofener Kreuz noch am „Liebesnest“ und an „Peters Heisje“ vorbei.

Das Westhofener Kreuz, das 2013 von der Westhofenerin Irmgard Hirschel-Urnauer gestiftet und von der örtlichen Schreinerei aus französischer Eiche anfertigt wurde, befindet sich über dem Heisje „Gallé-Blick“. Das abgesetzte Vordach soll die Form eines Fasses darstellen. Über der Tür befindet sich das Familienwappen der Gallés.

Das nächste Heisje auf dem Wingertsheisjer Wanderweg ist das „Vierecks-Heisje“. Auf dem eingebauten Firstabschlusstein steht die Jahreszahl 1891. Tatsächlich soll das Heisje aber erst 1920 erbaut worden sein. Das Heisje mit den duftenden Rosenstöcken ist wie geschaffen für einen romantischen Abend mit einem unvergesslichen Blick, der vom Donnersberg über die Vogesen, den Nordschwarzwald, Worms, Speyer, Ludwigshafen, die Rheinebene und den Odenwald reicht.

Auf dem Weg zur „Kommandozentrale“, wo mir Michael Jung den schönsten Platz für unser „Wonnegau-Picknick“ verspricht, führt der Wanderweg den Weinbergshügel hinab und wir kommen am „Zweiraum-Heisje“ und dem „Oberen Brunnenheisje“ vorbei.

Die „Kommandozentrale“ ist eines der neun Wingertsheisjer, die 1766 von Unterfauth Hirschel in Auftrag gegeben wurden. In diesem befand sich die Kommandozentrale der Wingertschütz.

Direkt gegenüber der „Kommandozentrale“ steht, zwischen zwei Zypressen, eine Brotzeizbank mit einem Tisch. Hier genießen wir die regionalen Produkte unseres „Wonnegau Picknick“ mit einem herrlichen Blick über die Rebzeilen bis in den Odenwald.

Frisch gestärkt wandern wir weiter und sehen bereits von Weitem das Dach des „Ausgezeichneten Heisjes“.

„Ausgezeichnet“ wurde es 1996 von der Weinbruderschaft Rheinhessen. Die Auszeichnungsplakette befindet sich links neben dem Eingang und beweist, dass es sich um ein prämiertes Weinbergshäuschen handelt.

Das Lieblings-Wingertsheisje

Wir laufen auf dem Rundweg zurück Richtung Westhofen und stoßen auf das „Chinesisches Heisje“. Das Heisje ist ein Trullo mit Spitzdach, das aus Bruchsteinen auf die Erde gebaut wurde. Die Kuppel ähnelt der Form eines chinesischen Hutes.

Die letzten beiden Heisjes auf dem Wingertsheisjer Wanderweg sind das „Unvollendete Heisje“ und das „Orientalische Heisje“, dessen Türrahmen die Form eines Zwiebelturms erahnen lässt.

Das „Orientalische Heisje“, erzählt mir Michael Jung, ist sein LIeblings-Wingertsheisje. Wenn er abends mit seinem Hund hierher kommt um an diesem alten Heisje, das schon so viel erlebt hat, langsam runterzukommen, dann erzählt ihm das Heisje etwas. Daran glaubt er.

Auf dem Weg zurück nach Westhofen kommen wir am Ende der Rebzeilen noch am stillgelegten Wasserwerk vorbei, das 1905 im Jugendstil erbaut wurde. Vor dem Wasserwerk steht ein Siedlungsstein, zur Erinnerung an die nachweislich ältesten Siedler Westhofens.

Wieder zurück in Westhofen endet unsere gemeinsame Tour am Weingut J.G. Orb.
Hier verabschiede ich mich von Michael Jung, der mit seinem sympathischen Wesen und den vielen kleinen Anekdoten über den Wonnegau und die Wingertsheisjer, diese Tour zu einem einmaligen Erlebnis werden lies.

Historischer Ortsrundgang

Vom historischen Marktplatz, der in seiner Geschlossenheit einer der schönsten in Rheinhessen ist und als bauliche Gesamtanlage unter Denkmalschutz steht, starte ich meine Erkundungstour durch Westhofen.

Entlang der wunderschönen Fachwerkhäuser komme ich zum Haus No. 3. In den Räumen des ehemals großen Gutshof, der mit seinen Höfen, Baulichkeiten und Gartenanlagen bis zum Seebach reichte, werden Wohnkultur vergangener Zeiten sowie Puppenstuben und Puppen gezeigt.

Ich folge der Kellergasse, die an der südlichen Stützmauer des Marktplatzes verläuft. Hier befinden sich die Zugänge zu zwölf Gewölbekellern, die bereits um 1600 erwähnt wurden und weit unter den Marktplatz reichen. Sie bilden einen Teil des früher weit verzweigten und miteinander verbundenen Kellersystems, die während des jährlich zum Traubenblütenfest stattfindenden Kellerrundganges besichtigt werden können.

Vom Bürgerhaus, einer stattlichen Hofanlage aus der Barockzeit, in dem sich auch das Rathaus befindet, laufe ich zur Seebachquelle mit der teichartigen Erweiterung an der sich auch eine erfrischende Kneipp-Anlage befindet.

Mein historischer Rundgang führt mich von der Kneipp-Anlage vorbei am Alten Wasserrad zum Pulverturm an der Fleckenmauer.

Von hier aus folge ich dem ausgeschilderten Weg zum südwestlichen Eck des ehemaligen Friedhofs in Westhofen. Dort befindet sich die Ruine der Liebfrauenkirche. Funde auf dem Kirchplatz zeigen Gräber mit Grabbeigaben, die darauf schließen lassen, dass die Kirche bei einem älteren vorchristlichen Begräbnisplatz errichtet wurde. Der angrenzende Park wird für verschiedene Kulturveranstaltungen genutzt.

Durch verwinkelte alte Gassen laufe ich zurück zum Marktplatz und besuche dort die evangelische und die katholische Kirche, die Beide den Namen der Apostelfürsten St. Peter und Paul tragen.

Damit endet mein historischer Ortsdurchgang und ich laufe vom Marktplatz zurück zum Parkplatz Nickelgarten.

Abendessen im historischen Speiseraum

Direkt an der Einfahrt zum Parkplatz befindet sich das Restaurant und Hotel GUT LEBEN am Morstein. Hier werde ich den Tag kulinarisch und kulturell ausklingen lassen, bevor ich morgen mein Erlebniswochenende in Oppenheim fortsetzen werde.

Am Empfang der wunderschönen viktorianischen Villa mit ihren Türmchen und Ornamenten begrüßt mich Stefan Spies, der Inhaber des GUT LEBEN am Morstein.

Nach einem kurzen Gespräch über meinen Genusstag in Westhofen zeigt er mir den Weg zu meinem Hotelzimmer, das sich in einem angrenzenden, wunderschön renovierten alten Bauernhof aus dem 17. Jahrhundert befindet. Auf dem Weg dorthin entdecke ich den Eingang zum riesigen Kellergewölbe, das als Event-Location genutzt wird. Ich freue mich darauf den Abend dort mit einem Konzert des in Westhofen aufgewachsenen Pianisten Philip Weyand und seinem Modern Jazz Quartett ausklingen zu lassen.

Für das Abendessen im „Schlössle“ habe ich mir in dem historischen Speiseraum mit den hohen Decken, den alten Möbeln und den dunkel-polierten Holzfußböden ein vegetarisches Menü mit passender Weinbegleitung zusammenstellen lassen:

VORSPEISE
Zuckermais-Curry-Schaumsuppe

Weinempfehlung: 
Goldmuskateller, trocken 
vom Weingut Hirschhof aus Westhofen

HAUPTGANG 
Gebackene Perlina Aubergine auf Fregola sarda tostata, Jalapeño Majo, Sojasprossen und Shiitake 

Weinempfehlung: 
Bechtheimer Auxxerois
vom Weingut Rettig in Westhofen

DESSERT
Marmoriertes Litschi-Mango-Sorbet auf Lila Drachenfrucht, Kokosraspeln und Quinoaflocken 

Nach diesem großartigen Menü, bei dem das Küchenteam sein Versprechen – raffiniert im Geschmack, kreativ in der Zubereitung und abwechslungsreich in den Zutaten – vollständig eingehalten hat, schaffe ich es gerade noch rechtzeitig zum Konzert von Philip Weyand. Ich bestelle mir noch ein kleines Glas Riesling aus dem Wonnegau und lasse mich von den fantastischen Musikern und der „Aura kollektiv-kreativer Dynamik“ verzaubern und begeistern!