GrimmHeimat NordHessen: Meine Tage der Entschleunigung (2)

meine tage der entschleunigung

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Mein Wecker klingelt und es fühlt sich an, als hätte ich in Gedanken bereits darauf gewartet. Ich ziehe am Reisverschluss des Dachzeltes, öffne den Einstiegsbereich und genieße den herrlichen Blick in den Garten und ins Diemeltal. Und auch wenn am Himmel, mit den leicht gräulichen Wolken, noch etwas Optimierungsbedarf besteht, freue ich mich auf einen weiteren wunderschönen Entschleunigungstag in der GrimmHeimat Nordhessen.

DIENSTAG

Nach einem leckeren und entspannten Frühstück auf der Terrasse des Hühnerstalls, packe ich noch sicherheitshalber meine Regenjacke in den Rucksack und schon geht’s los.

Mein Ziel ist das Wasserschloss Wülmersen, ein Weiler der Kleinstadt Trendelburg. Dort bin ich mit Lena Eckert vom Naturpark Reinhardswald zu einer Wanderung auf dem „Holzape-Rundweg“ verabredet.

Wir treffen uns im Innenhof des Wasserschlosses. Nach einer herzlichen Begrüßung erkunden wir erst einmal das Gelände der mittelalterlichen Hofanlage.

Das Wasserschloss Wülmersen war einst ein hochherrschaftliches Anwesen und Rittergut. Die ältesten der denkmalgeschützten Gebäude stammen aus dem 12. Jahrhundert. In einem der ehemaligen Stallgebäude aus dem 18. Jahrhundert befinden sich ein LandMuseum und das Museumscafé Mehlschwalbe.

Es gibt auch die Möglichkeit in der Hofanlage zu Übernachten. In den ausgebauten Dachböden der ehemaligen Stallgebäude und der ehemaligen Brauerei sind Gruppenhäuser mit 60 Betten für Selbstversorger eingerichtet. Für Camping-Freunde befindet sich im ehemaligen Obstgarten eine Zeltwiese für 120 Personen. Und in der alten Herrenhausruine finden von Juni bis September abwechslungsreiche Kulturveranstaltungen statt.

Das Wasserschloss Wülmersen ist umgeben vom Reinhardswald, dem Bach Holzape und dem Fluss Diemel. Es liegt direkt am Diemelradweg und ist damit auch Treffpunkt vieler Wanderer, Radfahrer und Kanuten.

Und dann kam der Regen

Wir starten unsere Wandertour auf dem „Holzape-Rundweg“ und folgen der Wegkennzeichnung Nummer „1“. Auf dem Weg vom Weiler in den Reinhardswald kommen wir an einer Straußenfarm vorbei. Wir werfen einen kurzen Blick in den offenen Stallbereich und entdecken einige der faszinierenden afrikanischen Blauhalsstrauße. Im Hofladen kann man hier Produkte rund um den Strauß wie Straußeneier, Eierlikör und Nudeln aus Straußenei erwerben.

Direkt hinter der Straußenfarm kommt der Forellenhof der Familie Dworak. Wir laufen an den Wasserbecken vorbei in denen Forellen, Lachsforellen, Saiblinge und Karpfen schwimmen. Dabei muss ich an meine in Mandelbutter gebratenen Filets von der Reinhardswälder Forelle denken, die ich am Vorabend im Restaurant Weserdampfschiff in Bad Karlshafen gegessen habe. Der Fisch kam hier aus den Wasserbecken und dann fangfrisch auf meinen Teller!

Wir wandern noch ein paar Meter Richtung Reinhardswald, bis aus den wenigen Tropfen die bisher vom Himmel fielen, ein heftiger Regenschauer wird. Wir kehren schnell um und finden Unterschlupf im Café Mehlschwalbe. Das Café ist für seine hausgemachten Kuchen und herzhaften kleinen Gerichte bekannt.

Wir nutzen den anhaltenden Regen und lassen uns einen leckeren Zwetschgenkuchen schmecken. Anschließend besuchen wir die Ausstellung „Übern Tellerrand“ die sich im Obergeschoss befindet.

Die Ausstellung beschäftigt sich mit der dem Thema Lebensmittel und Landwirtschaft zwischen gestern und heute. Mit ausgewählten Exponaten aus dem vorhandenen Sammlungsbestand wird die technische Entwicklung zwischen 1880 und 1970 gezeigt.

Blick vom Rapunzelturm

Der Regen hält weiter an und wir müssen leider einsehen, dass wohl auch unsere zweite Entschleunigungstour, der Besuch der Eberschützer Klippen am Schmetterlings-Steig, ins Wasser fällt.

Doch Lena Eckert hat einen super Schlechtwetter-Plan: in Trendelburg kann man eine sagenhafte Märchenburg mit einem Rapunzelturm besichtigen und in Liebenau befindet sich die St. Albert`s Distillery in Deutschlands erster Ginkirche!

Nach Trendelburg sind es nur wenige Kilometer. Die gleichnamige Burg thront hoch über dem Diemeltal oberhalb der Stadt. Die Burg beherbergt ein Hotel mit Restaurant. Der Burghof ist für die Öffentlichkeit zugänglich und auch der Bergfried, der als Rapunzelturm bekannt ist, kann besichtigt werden.

Der besondere Tipp: Über 140 Gastgeber schenken den Gästen ab einer Übernachtung die Gästekarte MeineCardPlus. Mit dieser kann man über 140 Freizeitangebote und Erlebnisse komplett kostenfrei in Nordhessen erleben, sowie den ÖPNV nutzen.

Wir betreten den Turm und steigen zunächst hinab ins Verlies um die Folterkammer aufzusuchen. Durch ein Gitter können wir verschiedene Folterwerkzeuge von der Schandmaske bis zur Streckbank erkennen. Danach geht es hinauf auf den Turm. Trotz des trüben und immer noch regnerischen Wetters haben wir einen fantastischen Rundumblick ins Diemeltal. Und die Nebelschwaden, die aus den Wäldern aufsteigen passen auch ganz wunderbar ins Märchenbild.

Willkommen in der Ginkirche

Von Trendelburg fahren wir nach Liebenau. Dort haben sich Kai Seidenhefter und seine Tochter Eike Irene in der leerstehenden St. Albert Kirche eine kleine Brennerei eingerichtet.

Wir treffen die Beiden in ihrer außergewöhnlichen Location und Kai erzählt uns von den Anfängen Mitte der 2010er Jahre, als alles in einer Gartenlaube mit viel Liebe zu einem guten Gin, der Liebe zum Handwerk und der Liebe zur Region begann.

Die liebevolle Handarbeit, erzählt uns Kai, beginnt schon beim Sammeln der Wacholderbeeren in den Kalkmagerassen des Diemeltals. Destilliert wird im klassischen Potstillverfahren, welches charakterstarke Destillate hervorbringt. Neben dem regionalen Wacholder werden 21 weitere Botanicals genutzt. Als Besonderheiten werden für den St. Albert’s Diemel Dry Gin noch ausgefallene Zutaten, wie Sanddorn und atlantische Wakame-Alge verarbeitet. Und das dürfen wir jetzt auch probieren!

Nuancen die begeistern

Während wir unseren Gin-Tonic genießen erzählt uns Kai von den verschiedenen Events, wie die Open Distillings, Gin Tastings und Konzerte, die von Oktober bis Mai hier in der profanierten katholischen Kirche stattfinden. Im Sommer ist der Gin Garten vor der Kirche geöffnet. In dem gemütlichen Außenbereich werden die Gäste mit wechselnden warmen Gerichten, sowie mit leckerem Kuchen und Kaffeespezialitäten verwöhnt.

Nachdem wir noch den St. Albert’s Premium Sloe Gin probiert haben, der uns mit seinen abwechslungsreichen Nuancen begeistert hat, verabschiedet sich Lena Eckert.

Ich bleibe noch, denn neben Gin und anderen alkoholischen Getränken gibt es eine kleine Menükarte, deren Angebot regelmäßig wechselt. Und weil in der Küche der St. Albert`s Distillery größter Wert auf regionale Produkte gelegt wird, entscheide ich mich für die Bratwurst aus der Nachbargemeinde.

Mit neu erworbenem Wissen und der interessanten Bekanntschaft eines unglaublich sympathischen Gastgebers fahre ich nach Helmarshausen in den Dachzelt-Garten zurück und lasse den Abend wieder auf der Terrasse des Hühnerstalls mit meiner Gitarre ausklingen.

MITTWOCH

Nach vier unglaublich entspannten und abwechslungsreichen Tagen in der GrimmHeimat NordHessen, geht es heute für mich wieder zurück nach Hause.

Nach einem letzten genüsslichen Frühstück auf der Terrasse des Hühnerstalls mache ich einen Spaziergang zur Krukenburg, die sich nur wenige Gehminuten oberhalb des Dachzelt-Gartens in Helmarshausen befindet.

Neben der eindrucksvollen Kirchenruine sind noch der Bergfried, ein Wohnturm, ein Wehrturm und die Ringmauer erhalten. Die Kirche steht zentral in der Wehranlage und besitzt teilweise noch ihr Gewölbe. Von der Ringmauer habe ich eine unvergleichliche Aussicht über Helmarshausen, das Diemeltal und den Reinhardswald. Die Brüder Grimm haben sich hier inspirieren lassen und die Sage vom Riesen Kruko geschrieben.

Nach dieser kleinen Warm-Up Runde fahre ich nach Bad Karlshafen und suche mir in der Nähe des Bahnhofs einen Parkplatz. Mein Ziel ist der Weser-Skywalk auf den Hannoverschen Klippen.

Schweben über Fels und Wasser

Vom Bahnhof laufe ich ein kurzes Stück entlang der Weser. Dann führt den Weg über die Gleise zum Klippensteig, der auf einer Länge von 800 Metern zum Weser-Skywalk hinaufführt. Der teilweise recht steile Steig aus Sandsteinstufen führt an knorrigen Eichen und Buchen vorbei und endet am Zugang zum Weser-Skywalk.

Der Weser-Skywalk ragt gute vier Meter über den Klippenrand hinaus und ist frei zugängig. Auf dem Aussichsplatteau habe ich eine perfekte Sicht über das Obere Wesertal. Der Blick reicht flussaufwärts bis Bad Karlshafen und talabwärts bis zur Weserbrücke am ehemaligen Kernkraftwerk Würgassen.

Zurück vom Weser-Skywalk folge ich dem Holzweg durch den Wald hinunter nach Würgassen. Der Holzweg ist ein Wald-Erlebnisweg mit vielen Informationen zum Thema Wald und Holz.

Vom Fähranleger in Würgassen geht es auf dem Weserradweg zurück nach Bad Karlshafen und ich bewundere dabei noch einmal die Hannoverschen Klippen von unten.

Rückreise mit Zwischenstopp

Für die Heimfahrt habe ich von Paula Schröder, vom Regionalmanagement Nordhessen, noch einen Tipp für einen entspannten Zwischenstopp bekommen. Das Schloss Wilhelmsthal in der Gemeinde Calden. Der Schlossbau ist eines der bedeutendsten Baudenkmäler der Region und gehört zu den wichtigsten erhaltenen Schöpfungen des Rokoko.

Das Parken am Schlosspark ist gebührenpflichtig. Wer sich aber nur eine kurze Auszeit im Park gönnen möchte, kann am Parkautomat die grüne „Brötchentaste“ drücken und für eine halbe Stunde gebührenfrei parken.

Ich betrete die Parkanlage und schlendere auf dem zu beiden Seiten begrünten Hauptweg zum Rokokoschloss mit den vorgelagerten Wachhäusern. Das Schloss dient heute als Museum in dem die fürstlichen Wohnräume, Teile des Dienstbotenbereichs sowie die große Schlossküche zu besichtigen sind.

Auf dem Rundweg durch die Parkanlage komme ich hInter dem Schloß zu einem Weiher mit aufwendigen Blumenrabatten. Von hier aus folge ich dem Weg in die hügelige Parkanlage und gelange entlang einer Baumallee zu einem Wiesenrondel.

Auf einer kleinen Anhöhe steht ein Warttum. Von dort habe ich einen wunderbaren Ausblick auf die Umgebung.

Ein Stück weiter komme ich zu einem Ententeich mit einer aus grob gebrochenen Felsen errichteten Enteninsel. Von hier aus führt der Rundweg, entlang des Kanals mit der beeindruckenden Grotte, zurück zum Schloss.

Und damit enden meine Tage der Entschleunigung in der GrimmHeimat NordHessen. Es waren traumhaft schöne Tage an denen ich in einer naturnahen Unterkunft und einer märchenhaften Landschaft mit kulturellen Highlights und wundervollen Gastgebern entspannen konnte, meinen Kopf frei bekommen und meine innere Balance wiedergefunden habe.

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