Ein Jahr im Weinberg: Dezember

thüngersheimer_scharlachberg

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Im Dezember ist für Reben und Weinberg endlich Erholung angesagt. Lediglich der Boden zwischen den Rebzeilen wird noch einmal „umgebrochen“. So nennt man das vorsichtige Pflügen, um ihn zu lockern und mit Luft zu versorgen. Um den Boden gegen Erosion zu schützen, setzen einige Winzer*innen anschließend noch auf eine Winterbegrünung, die im Frühjahr dann wieder untergepflügt wird, um die Reben mit Nährstoffen zu versorgen.

Während des Ruhe-Prozess halten sich die Winzerinnen von ihren Weinbergen fern. Nur wenn der Winter schnell und frostig kommt, steht möglicherweise eine weitere Lese an. Dann nämlich können die Winzerinnen es wagen, hochwertigen Eiswein zu produzieren.

Hierfür muss es jedoch richtig kalt sein. Die Grundregel besagt: Beeren für Eiswein dürfen nur dann geerntet werden, wenn das Thermometer minus sieben Grad Celsius oder noch kühlere Temperaturen anzeigt. Wie viele Beeren geerntet werden können, ist Jahr für Jahr reine Glückssache, denn Vögel, das Klima und der Zufall spielen hier eine entscheidende Rolle.

TIPP:
Der süße Eiswein ist eigentlich ein klassischer Dessertwein. Er passt aber auch wunderbar zu einer Käseplatte und eignet sich als Aperitif vor einem festlichen Essen. Besonders empfehlenswert ist die aufregende Kombination mit Blauschimmelkäse!

Während die Reben ihre Winterruhe genießen sind im Weinkeller Sachverstand und Erfahrung der Winzer*innen gefragt.

Nach und nach kommen die letzten Gärprozesse zu ihrem Ende. Die gerade vergorenen Tropfen müssen nun individuell zum Reifen gebracht und bereits ruhende Weine überprüft werden.

Es stehen wichtige Weichenstellungen für die Stilistik der Weine an und das heißt, immer wieder probieren und die einzelnen Chargen im Blick behalten. Bleibt der Wein doch noch etwas auf dem Hefelager? Setzt man bei Weißweinen auf die malolaktische Gärung, um etwas Säure abzubauen oder braucht dieser Jahrgang die Frische? Kommt der Wein in Stahltanks oder ins Holzfass?

Wie ihr seht, geschehen während der augenscheinlich ruhigen Winterszeit ganz entscheidende Dinge im Leben eines Weines.

Der Leinacher Secco „Leini 2“

Auch bei Marion und Konrad Öchsner ist mit den Weihnachtsfeiertagen ein ereignisreiches Wein-Jahr zu Ende gegangen. Ein Jahr in dem ich die Beiden bei allen wichtigen Arbeiten im Weinberg, im Weinkeller und in ihrem kleinen Wein-Labor aktiv begleiten durfte.

Bei einem Glas „Leini 2“, dem fruchtigen Secco der Beiden, lassen wir mein Jahr im Weinberg gemeinsam noch einmal Revue passieren. Auf Konrads Frage nach meinem persönlichen Highlight fallen mir gleich Mehrere ein: das Abfüllen der Jungweine, die leckeren Qualitätskontrollen im Weinkeller und natürlich mein Einsatz als Erntehelfer bei der Weinlese.

Marion erzählt mir, dass sie ihren Secco in Würzburg bei der Sektkellerei Höfer verperlen und in Flaschen abfüllen lassen. Beim verperlen wird dort dem Grundwein die gesetzlich vorgeschriebene Kohlensäure bis zu maximal 2,5 bar zugesetzt. Von Konrad erfahre ich, dass die Zusammensetzung des verwendeten Grundweins abhängig vom jeweiligen Jahrgang der Weine ist. Um einen fruchtigen, frischen und gehaltvollen Cuvé zu kreieren wird bei ihnen der Silvaner mit seiner milden Säure, der Bacchus mit seiner vollmundigen Frucht und der Müller-Thurgau mit dem feinfruchtigen Muskataroma verwendet.

Den ersten Secco haben die Beiden im Jahr 2008 füllen lassen. Der „Leini 1“ war damals der erste Secco in Leinach. Verschlossen wird der Secco übrigens mit einem Korken und einer Kordel. Das ist der Unterschied zum Sekt, verrät mir Konrad. Denn nur ein Schaumwein darf mit einem Sektkorken und einem Drahtbügel verschlossen werden.

Die 5 wichtigsten Unterschiede zwischen Sekt und Secco:

🥂 Sekt erhält sein Prickeln durch die Flaschengärung. Dem Secco wird die Kohlensäure künstlich hinzugefügt. Secco gilt daher häufig als die günstigere Variante.

🥂 Der Alkoholgehalt ist im Secco meist niedriger als im Sekt.

🥂 Sekt kann über Jahre gelagert werden. Ein Secco sollte dagegen als junger Jahrgang getrunken werden.

🥂 Durch die natürlich entstandene Kohlensäure ist Sekt meist milder und damit magenfreundlicher.

🥂 Sekt wird meist pur genossen, während Seccos auch als Fruchtvarianten erhältlich sind.

Auch wenn es im Dezember für Marion und Konrad nichts mehr im Weinberg zu tun gab, hatten sie noch alle Hände voll zu tun. Marion war in den Wochen vor Weihnachten vor allem fleißig am Glühwein kochen und abfüllen. Damit die vorbestellten Flaschen rechtzeitig abholbereit waren, bzw. an die Kunden versandt werden konnten, bekam sie Unterstützung von der ganzen Familie. Denn neben dem Glühwein wurden auch der frisch abgefüllte Sauerkirschwein sowie das gesamte Weinsortiment in den unterschiedlichsten Geschenkpackungen angefragt.

Auf meine Frage, was für das kommende Jahr geplant ist, verraten sie mir, dass es Neu einen Rosewein geben wird und eine Fortsetzung ihrer Weinverkostungen im Weinberg in Planung ist.

Mein Jahr im Weinberg geht nun zu Ende und ich hoffe ihr hattet viel Spaß bei meinen monatlichen Ausflügen in die Welt des Weins. Ich würde mich freuen, wenn ihr ab Januar wieder dabei seid, wenn es raus in die Weinberge geht! Denn dann beginnen die ersten Winzerinnen bereits mit der Qualitätssicherung. Die Reben werden beschnitten und damit festgelegt, wie viele „Augen“ an einer „Fruchtrute“ verbleiben. Was das alles bedeutet und wie die Winzerinnen mit dem Beschnitt bereits bestimmen ob sie auf Ertrag oder auf Qualität setzen, erzähle ich euch im Neuen Jahr!