Kleinstadtperlen: Prichsenstadt und seine sympathischen Gastgeber

prichsenstadt

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Der Weinort Prichsenstadt ist ein echter Geheimtipp im fränkischen Weinland. Wusstet ihr, dass in der kleinen Stadt mit der nahezu vollständig erhaltenen, mittelalterlichen Altstadt, eine der besten Winzerinnen Deutschlands lebt und die Metzgerei Bausewein den Staatsehrenpreis verliehen bekommen hat? Begleitet mich bei meinem Spaziergang durch das historische Prichsenstadt und die angrenzenden Weinberge und ich verrate euch noch mindestens sieben weitere Gründe für einen Besuch der kleinen Stadt im Kitzinger Land!

Entdeckungstour durch die historische Altstadt

Ich parke in Prichsenstadt auf einem der zahlreichen gebührenfreien Parkplätze „Am Mühlseelein“ und laufe zum historischen Stadttor – dem Westtor. Bereits beim durchschreiten des Tores kann ich die bauliche Zweiteilung der Altstadt erkennen. Denn am Ende der Luitpoldstraße steht ein Stadtturm der die „Innenstadt“ von der sogenannten „Vorstadt“ trennt.

Direkt hinter dem Westtor ist das „Gästehaus am Westtor“ der Winzerfamilie Kohles. Hier bin ich mit Andrea Kohles verabredet. Gemeinsam mit ihr möchte ich auf Entdeckungstour durch das mittelalterliche Städtchen gehen und in der Weinlage Prichsenstadter Krone den Weinbau ganz nah am Rebstock erleben.

Auf dem Weg zum Stadtturm kommen wir am Gasthof und Hotel „Zum Storch“ vorbei. Der Ausleger mit Braustern über dem Eingang, wies früher einmal darauf hin, dass hier selbst gebrautes Bier ausgeschenkt wurde.

Direkt vor dem Stadtturm ist auf der linken Seite der Winzerhof Kessler und im Gebäude gegenüber das charmante Gästehaus „Kesslers Winzerbett“. Dieses Gebäude hat eine bewegte Vergangenheit und war bereits ein städtisches Gefängnis, die Dienstwohnung der städtischen Hebamme und eine Gemeindeschmiede in dessen Obergeschoss sich die Wohnung des Stadtschreibers befand.

Bürgerliche Bauten und herrschaftliche Gebäude

Hinter dem Stadtturm beginnt die „Innenstadt“. Auf der linken Straßenseite befindet sich das zurückversetzt errichtete Rathaus und direkt daneben die „Alte Schmiede“, die 1242 erbaut wurde. Sie ist das älteste Haus im Ort.

Am Weingut Wagner & Gaststätte Zur Prichsenstadter Krone treffen wir den Winzer Martin Wagner und seine Lebensgefährtin. In der Gaststätte, die nur am Wochenende geöffnet hat, werden die Gäste mit preisgekrönten Weinen und kleinen Gaumenfreuden verwöhnt. Im stilvollen Ambiente genießt man hier hausgemachte Bratwürste, eine deftige Brotzeit oder Apfelkräpfle im Weinteig. Und wer den sommerlich frischen Cuvee „Wagner Symphonie“ mit einer deftigen Vesper in den Weinbergen genießen möchte, bekommt hier natürlich auch des glänne fränggische Bignig „du gou“!

Wir setzen unseren Stadtrundgang fort und folgen den historischen Häusern, die im typisch fränkischen Stil seit dem Mittelalter erhalten sind. Vom Karlsplatz bis zur Schulinstraße reihen sich bürgerliche Bauten an herrschaftliche Gebäude, von denen viele als Baudenkmal eingeordnet sind.

Eines dieser denkmalgeschützten Häuser ist der Gasthof „Grüner Baum“. Was einstmals als Bäckerei begann, entwickelte sich über die Brauerei und Metzgerei des Urgroßvaters zum fränkischen Gasthaus mit Weinbau im Familienbetrieb.

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Zufluchtsstätte mit Asylrecht

Ein kurzes Stück die Straße hinunter befindet sich, etwas versteckt, die „Arme Sünder Gasse“. Von hier aus haben wir einen guten Blick auf den Eulenturm, der noch im 17. Jahrhundert als Gefängnis genutzt wurde.

Wir folgen der Schulinstraße und biegen vor dem kleinen Eichsee in Richtung Freihofgasse ab. Der Freihof, heute ein Wellness & Tagungshotel, bekam bereits 1367 mit der Stadterhebungsurkunde das Asylrecht verliehen und galt bis 1799 als Zufluchtsstätte.

Auf dem Weg zur Evangelischen Pfarrkirche St. Sixtus laufen wir am Fluresturm vorbei. Am Turm befindet sich noch eine Wohnung in Fachwerkbauweise. Diese war für den Flurwächter gebaut worden, der auf den Pfarrgarten, die Weinberge, Äcker und Obstbäume zu achten hatte.

Nach dem Besuch der Pfarrkirche geht es auf der Kirchgasse zurück zum Rathaus. Hier endet unser historischer Stadtrundgang und wir verabreden uns nochmal für den Nachmittag. Dann möchte mir Andrea Kohles auf einem Rundweg durch die Weinlage Prichsenstadter Krone, den Weinbau ganz nah am Rebstock zeigen.

Des glänne fränggische Bignig „du gou“

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist die Metzgerei Bausewein. Hier bin ich mit Hans Bausewein zu einem „Brotzeitbrett mit Wein“ verabredet. Der Seniorchef hat es sich bereits auf einer der schönen Schoppenbänke vor der Metzgerei gemütlich gemacht. Ich setze mich zu ihm und beim Anblick der vielen leckeren Wurstspezialitäten, die bereits auf mich warten, läuft mir das Wasser im Munde zusammen.

Hanna Bausewein hat uns eine „kleine Wurstauswahl“ zum Vespern zusammengestellt. Die Auswahl reicht von der legendären Prichsenstädter Peitsche, über eine Mango Leberwurst, leckere Salbeistängchen, einer herzhaften Fenchelsalami, bis zu einer fein gewürzten mediterranen Mettwurst und weiteren preisgekrönten Leckereien. Und dazu trinken wir einen bauseWein „Cabernet Dorsa Bordeaux“ aus dem eigenen Winzerbetrieb.

Beim Schnabbulieren erzählt mir Hans Bausewein, dass früher viele der Ideen für neue Produkte von seiner Frau Christa kamen, die er dann gerne umgesetzt hat. Und heute sind es Volker und Manuela Bausewein, die mit kreativen Ideen und Konzepten die Kunden begeistern. Volker Bausewein bekam dafür 2018 den Staatsehrenpreis für das Bayerische Metzgerhandwerk verliehen. Manuela Bausewein, als ausgebildete Fleischsommeliere, gibt Kurse und Seminare für Fleischbegeisterte, Hobbyköche und Grill-Freaks!

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Fun Fact:
Damit Gäste und Besucher die leckeren regionalen Produkte aus Prichsenstadt auch beim Wandern oder beim Picknick im Weinberg genießen können, gibt es:
Des glänne fränggische Bignig „du gou“

Aktuell sind es 5 teilnehmende Betriebe die ein „eigenes“ Körble/Rucksäckle/Däschle mit Produkten aus Brieschdi (Prichsenstadt) befüllen. Die Bestellung sollte ca. 3–5 Stunden vor Abholung bei den teilnehmenden Betrieben aufgeben werden und kann während der Öffnungszeiten dort abgeholt werden.

Ab einem Preis von 15 Euro pro Person (Stand 28.05.2024) sind die individuell zusammengestellten Körble/Rucksäckle/Däschle im Gasthof „Grüner Baum“, der Metzgerei Bausewein, dem Winzerhof Kessler, beim Weinbau Kohles und im Weingut Wagner erhältlich.

Der Prichsenstadter „RebenSlauf“

Nach dem leckeren „Brotzeitbrett mit Wein“ treffe ich mich wieder mit Andrea Kohles vom Weinbau Kohles. Vom Karlsplatz folgen wir der Schulinstraße zum idyllischen Eichsee und überqueren die Straße zur katholischen Filialkirche St. Thekla und St. Lioba.

Hier, unterhalb der Weinberge, beginnt der Prichsenstadter „RebenSlauf“. Der ca. 1,3 km lange Rundweg führt von der sogenannten Herrgottssteige durch die Weinlage Prichsenstadter Krone. An 12 Infostationen erfahre ich viel Wissenswertes über die Rebsorten und die Geschichte des Weinbaus. Doch noch viel interessanter ist das, was mir „Gästeführerin Weinerlebnis Franken“ Andrea Kohles direkt am Rebstock zeigt und erklärt. Und schnell wird mir klar, warum ein respektvoller Umgang mit der Natur so wichtig und Voraussetzung für aromatische und authentische Weine ist.

Am Wengertshäusle vom Winzerhof Kessler haben wir einen traumhaft schönen Panoramablick auf Prichsenstadt. Hier wäre für mich der perfekte Ort für des glänne fränggische Bignig „du gou“, das man beim Winzerhof Kessler und natürlich auch beim Weinbau Kohles vorbestellen kann.

Auf dem Rückweg zum „Gästehaus am Westtor“ der Winzerfamilie Kohles laufen wir am Breiter See vorbei. Der kleine See ist von Einheimischen, Wanderern und E-Bike Fahrern besucht, die dort das schöne Wetter für ein entspanntes Sonnenbad nutzen.

Ich verabschiede mich von Andrea Kohles und laufe wieder zum Stadtturm, an dem sich das „Weinkistle“ der Winzerin Ina Kessler befindet.

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Der Gewölbekeller im „Weinkistle“

Im Verkaufsraum des „Weinkistle“ treffe ich Winzerin Ina Kessler, die sich gerade mit Katharina Pachtner, verantwortlich für Tourismus und Stadtmarketing, über das Prichsenstadter Straßenweinfest „Wein im Frei´n“, das im Juni in der historischen Altstadt stattfindet, unterhält.

Ich nutze die Zeit um mir die angebotenen Spezialitäten im „Weinkistle“ etwas näher anzuschauen. Dabei entdecke ich, neben vielen prämierten Weinen, so wunderbare Produkte wie einen Rotweinschokolade Likör, einen Frechdachs Cuvee oder einen Pfiffikus-Secco.

Ina Kessler nimmt mich mit in den 650 Jahre alten historischen Gewölbekeller, in dem regelmäßig stimmungsvollen Weinproben stattfinden. Auf dem Weg in den Keller entdecke ich an den Wänden einige ihrer vielen Auszeichnungen. So war Ina Kessler u.a. 6 Jahre in Folge eine der besten Winzerinnen des Jahres und im Jahr 2023 das sechstbeste Silvaner Weingut in Deutschland.

Mit einem Glas ihres prämierten Prichsenstadter Rieslings machen wir es uns anschließend vor dem Haus auf dem bequemen Sitzbänkle aus alten Fassdauben gemütlich und genießen bei wärmenden Sonnenstrahlen ihren aktuellen Lieblingswein. Dann geht es für mich weiter, aber nur ein paar Meter auf der gegenüberliegenden Straßenseite, zum Gasthof zum Storch.

Heimischer Forellen-Matjes mit Storchs Grüner-Soße

Im Gasthof zum Storch werfe ich einen Blick in die beiden gemütlichen Gasträume und entdecke in der sogenannten Prinzregentenstube Portraits des Prinzregenten Luitpold von Bayern, der im Sommer 1878 eine Woche lang ein Manöver in der Gegend um Prichsenstadt befehligte und im Storch logierte. Im gegenüberliegenden, ebenfalls sehr heimeligen Gastraum faszinieren mich die sogenannten Lüsterweibchen an der Decke. Bei den kleinen „vollbusigen Dingern“ handelt es sich um Beleuchtungskörper aus dem ausgehenden Mittelalter.

Ich folge dem kleinen Gang an der Theke in den idyllischen Innenhof. Dort treffe ich Gastgeberin Susanne Wanya und wir machen es uns auf einem der gemütlichen Lounge-Sofas unter dem großen Trompetenbaum gemütlich.

Bei einem trendigen Erfrischungsgetränk erzählt sie mir von den vielen, nicht alltäglichen Dingen die es im Storchen zu entdecken gibt. Auch die 12 individuell eingerichteten Zimmer sind allesamt gemütliche Unikate, die zum Wohlfühlschlafen einladen.

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Bevor ich mir einen freien Platz zum Abendessen suche, nimmt mich Susanne Wanya mit in die Scheune, in der sich ein kleiner Teil von „Opi Peter`s“ Sammlung historischer Kutschen befindet, die er mit viel Freude gesammelt hat und auch gefahren ist.

Tipp: Unbedingt anschauen. Eine Besichtigung ist für Gäste auf Nachfrage möglich.

Ich suche mir einen freien Platz in der Nähe des großen Trompetenbaumes und freue mich auf eine moderne fränkische Küche, in der die verarbeiteten Produkte zu beinahe 100 Prozent aus der Region stammen. Ausgesucht habe ich mir:

VORSPEISE
Kleiner Spargelsalat mit Essig-Öl-Sud, Schnittlauchröllchen und Landbrot

HAUPTSPEISE
Heimischer Forellen-Matjes mit Storchs Grüner-Soße, Petersilienkaroffeln und Salatsträußle

GETRÄNK
Storch Silvaner TRADITION, trocken

Nach diesem mega leckeren Fischgericht hätte mich als Dessert die 2 Marillenklößli mit Nusskrümel, Bacio Eis und etwas Schattenmorellen gereizt. Doch dafür reicht meine Zeit leider nicht mehr, da ich noch eine Einladung zu einer ganz besonderen Veranstaltung mit der Fleischsommeliere Manuela Bausewein habe. Doch davon erzähle ich euch in einem separaten Beitrag, den ihr in Kürze hier auf meinem Blog lesen könnt!

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