In den letzten Jahren hat sich eine regelrechte Bewegung um das so genannte „Tiny House“ entwickelt. Immer mehr, vor allem junge Menschen, möchten einen deutlich bewussteren Lebensstil pflegen. Sie wollen sich von allem Überflüssigen trennen und finanziell unabhängig sein. Vor allem aber bei Themen wie Ressourcen und Energieverbrauch spielt der ökologische Gedanke eine große Rolle.
Was ist ein Tiny House?
Ein Tiny House ist wörtlich übersetzt zunächst einmal ein „winziges Haus“. Eine genaue Definition des Begriffs Tiny House gibt es (noch) nicht und daher auch keine festgelegte Mindest- oder Maximalgröße.
In der Regel handelt es sich aber um Mini- oder Kleinsthäuser zwischen 15 und 45 Quadratmetern. Es gibt auch keine Unterscheidung, ob sie auf Rädern stehen und somit mobil sind, oder fest an einem Ort. Die meisten Tiny Houses werden inzwischen aber mit Rädern und einer Grundfläche von 2,55 Meter Breite und 7 Meter Länge angeboten.
Fun Fact:
Als ein Vorläufer der Tiny Houses in Deutschland wird von vielen der ausgebaute Bauwagen betrachtet, in dem in den 1980er Jahren Peter Lustig in der Kinderfernsehsendung „Löwenzahn“ lebte.
Seit wann gibt es Tiny Houses?
Den Ursprung der Tiny Houses findet man in den USA in den 1920er Jahren. Hier gab es einige Tüftler, die die Mobilität eines Kraftfahrzeugs mit der Wohnbehaglichkeit eines Zuhauses verbinden wollten. Es entstanden die ersten „Motorhomes“.
So richtig populär wurde es aber erst nach der weltweiten Finanzkrise 2007. Viele Amerikaner konnten sich ihr Wohneigentum finanziell nicht mehr leisten und mussten auf kleinere Häuser ausweichen – die Geburtsstunde der Tiny Houses.
Der Trend schwappte schließlich nach Kanada sowie Australien über und ist seit einigen Jahren auch in Deutschland angekommen.
Wie lebt es sich im Tiny House?
Ich war neugierig geworden und wollte wissen, ob es in und um Würzburg herum bereits so „kleine Häuser“gibt. Gefunden habe ich bei meiner Online-Recherche Daniel Heuler und sein Tiny House Projekt „Bertas Garten“ in Hausen. Und da Hausen nur wenige Kilometer von Würzburg entfernt liegt, habe ich Daniel angeschrieben und mich ein paar Tage später über seine Einladung gefreut!
Das Grundstück, auf dem das Tiny House steht, liegt am Ortsrand und ist von einem Gartenzaun eingerahmt, der aus unterschiedlichen Brettern, Hölzern und allem was man bei abgerissenen Häusern oder Hausauflösungen findet und mitnehmen darf, besteht.
Nach einer herzlichen Begrüßung am Eingangstor zu „Bertas Garten“ laufen wir entlang des Zauns an einer überdachten Sitzgruppe vorbei. Wir müssen um das Tiny House herum, denn es wurde so aufgestellt, dass man vom Wohn- und Schlafbereich den ganzen Tag die herrliche Sicht auf die Felder, die Pferdekoppel und die Natur genießen kann.
Auf der Rückseite des Tiny House angelangt, fällt mein Blick sofort auf das große Badefass aus Holz hinter dem sich noch eine witzige Outdoordusche befindet. Daniel erklärt mir, dass das Wasser im Badefass von einem seitlich angebrachten Brennholz-Ofen erwärmt werden kann, was für Badespass vor allem in der kalten Jahreszeit sorgt.
Direkt vor dem Badezuber steht eine Feuerplatte neben einer weiteren Sitzgruppe aus Holz an der bequem 4-6 Leute platz finden. Alles was ich hier im Outdoor-Bereich sehe, hat Daniel mit Hilfe von Freunden ebenfalls selbst gebaut. Ich bin tiefst beeindruckt.
Von Daniel erfahre ich, dass die Grundfläche seines Tiny House der eines Anhängers mit einer Höhe von 4 Metern sowie einem Gesamtgewicht von 3,5 Tonnen (inklusive Anhänger) entspricht. So bekommt er beim Transport keine Probleme mit der Straßenverkehrsordnung. Die zulässige Höchstgeschwindigkeit für den Transport liegt bei 80 km/h und eine TÜV-Zulassung ist ebenfalls erforderlich.
Das Tiny House kann man auch mieten. Wer hier einmal ein Wochenende oder längere Zeit verbringen möchte, der darf dann nicht nur den Badezuber und die Feuerplatte benutzen, sondern sich auch aus dem Kräutergarten bedienen, der ebenfalls zum Grundstück gehört.
Jetzt aber möchte ich das „kleine Haus“ von innen sehen. Das im Landhaus Style gebaute „fränkische“ Tiny House hat 25 Quadratmetern Wohnfläche. Beim betreten des klimatisierten „Tiny“ fällt mein Blick sofort auf die Küchenzeile der gemütlichen Wohnküche, die viel Spaß beim gemeinsamen Kochen verspricht.
In der Verlängerung befindet sich das kleine Bad mit Dusche und WC und rechts neben dem Eingang steht die Schlafcouch von der aus sich das Heimkino mit Leinwand und Beamer bedienen lassen.
Ein besonderes Highlight ist der Schlafbereich im Obergeschoss. Das Bett befindet sich direkt unter dem Dachfenster und ich bin mir sicher, dass die Nächte hier mit Blick auf den Sternenhimmel unvergesslich bleiben werden!
Bevor ich mich verabschiede frage ich Daniel noch ob er sich vorstellen könnte, selbst für immer in einem Tiny House zu leben. Die Antwort kommt spontan und natürlich kann er sich das vorstellen weil, wie er sagt, man hier auf nichts verzichten muss und aufräumen dauert fünf Minuten!