Genusstour im Werntal: mit dem Lastenrad von Karlstadt nach Thüngen

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Tourdaten:
Dauer: 2:35 Stunden (reine Fahrzeit)
Länge: 33 Kilometer
Tourenart: Genuss-Tour

Der Wern-Radweg, der auf 78 Kilometern von der Quelle der Wern im Oberen Werntal bis zur Mündung in den Main bei Wernfeld führt, ist ein echter Geheimtipp für Genussradler. Die Strecke verläuft entlang der Wern durch das wunderschöne Werntal mit seinen hügeligen Wiesenlandschaften, den typischen fränkischen Dörfern und den romantischen Schlössern und Burgen. Bei gemütlichem Tempo lässt sich die gesamte Tour bequem in zwei bis drei Tagen bewältigen. Dabei bleibt viel Zeit, das Werntal ausgiebig zu genießen.

Ein Teilstück der Etappe führt durch das Gebiet der ILE MainWerntal. Hier in dem wunderschönen Tal zwischen Gössenheim und Arnstein gibt es in den kleinen Orten noch viele Landwirte, Brenner und Winzer die ihre Produkte direkt ab Hof vermarkten. Einige davon habe ich euch bereits auf meiner Genusswanderung von Eußenheim nach Gössenheim vorgestellt.

Für meine Radtour auf dem Wern-Radweg habe ich mir über die Buchungsplattform der Initiative „Freies Lastenrad Main-Spessart“ ein E-Lastenrad, zur Abholung in Karlstadt am Main, online reserviert. Die Initiative setzt sich für einen fahrradfreundlichen Landkreis ein und möchte damit zeigen, wie nachhaltige Mobilität auch auf dem Land funktionieren kann. Ein Lastenrad kann dort bis zu 3 Tage kostenfrei ausgeliehen werden.

Nachdem ich das E-Lastenrad bei einem Partnerbetrieb der Stadt Karlstadt in Empfang genommen habe, mache ich mich zunächst mit dem Rad vertraut. Das Lastenrad ist länger als ein normales Fahrrad und ich merke, es hat einen größeren Wendekreis. Auch das Lenken ist gewöhnungsbedürftig. Nachdem ich einige Minuten auf einer wenig befahrenen Straße geübt habe, geht es los!

Von Karlstadt hinauf auf den Saupurzel

Vom Marktplatz in Karlstadt folge ich der Radweg-Ausschilderung aus der historischen Altstadt durch die Fußgängerunterführung am Bahnhof in die Siedlung. Hier führt ein Verbindungsweg über den Saupurzel, dem „Hausberg“ von Karlstadt, zum Wern-Radweg.

Fan Fact:
Der Saupurzel, der Teil des Naturschutzgebietes Grainberg-Kalbenstein-Saupurze ist, verdankt seinen Namen seiner charakteristischen Gestalt, die an das Hinterteil einer Sau erinnert.

Auf dem leicht ansteigenden Weg radle ich an Getreide- und Maisfeldern vorbei und mache auf dem bewaldeten Platteau kurz Halt um den herrlichen Panoramablick auf Karlstadt und ins Maintal zu genießen.

Dann geht es weiter durch das Naturschutzgebiet, das mit seinen zahlreichen seltenen Pflanzen- und Tierarten ein botanisches Kleinod ist, das ganz unterschiedliche Lebensräume und geologische Formationen vereint.

Mit einem fantastischen Fernblick ins Werntal rolle ich auf meinem Lastenrad an Sonnenblumen- und Getreidefeldern vorbei und treffe am Ende des Weges auf den Wern-Radweg. Ich biege nach rechts ab und fahre durch das grüne Tal, das von Wäldern, Wiesen und Feldern eingefasst ist, Richtung Stetten.

An einer Wegkreuzung entdecke ich eine Lourdes-Grotte neben der eine Hinweistafel über die Alte Burg Schönarts informiert. Von der Ruine „Alte Burg“ ist noch der Rest einer Außenmauer und die Fundamente des Bergfrieds erhalten, sowie Wälle des Burggrabens zur Hangseite.

Ich erreiche das idyllische Weindorf Stetten. Hier befindet sich direkt am Radweg gelegen ein öffentlicher Kräutergarten des Obst- und Gartenbauvereins. Ein echter Geheimtipp, denn hier findet man mehr als 100 Pflanzenarten. Darunter etwa 80 verschiedene Kräuter, die fast alle mit kleinen Schildern versehen sind, so dass man deren Name sowie den Verwendungszweck der Heil- oder Gewürzkräuter erfährt.

Tipp: Die Kräuter, die in den Beeten wachsen, dürfen von den Besuchern mit nach Hause genommen werden. Es wird nur nicht gerne gesehen, wenn Kräuter samt Wurzeln ausgegraben werden.

Historischer Ortsrundgang in Thüngen

Ich radle an Stetten vorbei und fahre auf dem Radweg, der von Obstbäumen und Sonnenblumenfeldern gesäumt ist, nach Thüngen.

Dort geht es nach dem Ortsschild erst einmal steil die Hauptstraße hinauf zum Schlossgut Thüngen mit der Burgbrauerei und Edeldestillerie „Herzog von Franken“.

Hier treffe ich den Naturschutzbeauftragten Manfred Neumeyer, der mit seinem Enkel in der gegenüberliegenden Parkanlage „Bangerts“ spazieren geht. Wir plaudern ein wenig und ich erfahre, dass die Thüngener Brauerei eine der ältesten, noch bestehenden Brauereien in ganz Bayern ist.

Er lädt mich ein, ihn bei seinem Spaziergang zu begleiten und so starten wir unseren Rundgang durch den Altort am Burgsinner Schloß, einem dreigeschossiger Bau mit Treppengiebel und vorspringendem Turm.

Vom Burgsinner Schloß, laufen wir durch die Parkanlage zur Schlossanlage, die den beiden Familien von Thüngen als Wohnsitz dient. Die Schloßanlage besteht aus dem „Burgschloss“ und dem daran angebauten „Spitalschloss“, sowie dem ältesten Gebäude im Schlosshof, der „Alte Stock“, der erstmals im Jahre 997 urkundlich erwähnt wird.

Gegenüber dem Schlosstor befindet sich die ehemalige „Orangerie“, ein Barockbau der wahrscheinlich 1741 nach Entwürfen des Würzburger Baumeisters Balthasar Neumann errichtet wurde.

Von der Orangerie laufen wir, an der St. Georgskirche, dem Planplatz und an historischen Fachwerkhäusern vorbei, zum Mühlgraben. Dort befindet sich eine kleine und wunderschön angelegte Kneippstrecke, an der sich auch eine Kneippstube befindet.

In der Kneippstube trifft sich Jung und Alt und auch Wanderer und Radfahrer können hier eine Rast einlegen. Die Brotzeit bringen die Gäste selbst mit. Alkoholfreie Getränke können aus einem Automaten gezogen werden.

Auf dem Weg zurück zu meinem Lastenrad kommen wir am Haus von Jürgen Wachtel vorbei. Hier beim „Wachtel Jürgen“ kann man in den am Hoftor angebrachten Mitnahmeboxen frische Wachteleier und hausgemachte Wachteleier-Nudeln kaufen.

Wieder zurück an der Burgbrauerei bedanke ich mich bei Manfred Neumeyer für die Zeit die er sich genommen hat, mir ein historisches und auch liebenswertes Thüngen zu zeige. Anschließend rolle ich auf meinem Lastenrad die Hauptstraße hinunter Richtung Ortsausgang.

Eine beliebte Anlaufstelle für Radler und Wanderer

Auf dem Weg nach Stetten genieße ich den Blick über die Felder auf die Stettener Weinberge. Vor dem Kräutergarten biege ich nach links in den Weinort ab und steuere auf der Hauptstraße mein erstes Ziel an: die Bäckerei Schraut.

Hubert Schraut ist Bäckermeister in 7. Generation und weit über das Werntal hinaus für seine Backwaren bekannt. Bei einer Tasse Kaffee und zwei leckeren Hörnchen erzählt er mir, dass in seiner kleinen Familienbäckerei das Brot und das Feingebäck nach alter Tradition gebacken werden. Das Rezept für seine Hörnchen ist seit mindestens 50 Jahren unverändert.

Und weil ich mich für seine Arbeit interessiere, nimmt er mich mit in seine Backstube. Während er mir die verschiedenen Produktionsbereiche und Maschinen zeigt, verrät er mir, dass der Sauerteig, der in allen Broten eingesetzt wird, bei ihm die nötige Zeit zum Reifen bekommt. So können sich die natürlichen Geschmacks- und Aromastoffe entwickeln und es müssen keinerlei künstliche Zusatzstoffe eingesetzt werden.

Von der Bäckerei Schraut radle ich an wunderschönen alten Fachwerkhäusern vorbei zur Landmetzgerei Müller. Die „Heiße Theke“ ist hier nicht nur bei den Einwohnern bekannt, sondern auch eine beliebte Anlaufstelle für Radler und Wanderer.

Ich treffe Udo Müller vor seinem Haus, direkt neben der Landmetzgerei. Von ihm erfahre ich, dass in seiner Metzgerei noch selbst geschlachtet und produziert wird – was es heutzutage kaum noch gibt. Auch Regionalität ist ihm sehr wichtig. So bezieht er das zarte Jungrindfleisch aus Stadelhofen und Spezialitäten vom Landschwein aus Hausen. Und die Brötchen für die Produkte aus der „Heißen Theke“ kommen von der Bäckerei Schraut.

Nachdem ich meine Brotzeit aus der „Heißen Theke“ im Lastenrad verstaut habe, radle ich zurück zum Wern-Radweg.

Wandertip:
An der St. Albanus Kirche in Stetten startet ein reizvoller Rundwanderweg durch die Stettener Weinberge. Auf dem Weinwanderweg „NaTour und Wein im Stettener Stein“ genießt man am Roßtal den herrlichen Blick über die Weinberge ins Maintal, wandert über die Kürbishöhe und hat auf der Aussichtsplattform am „terroir f“ einen einen herrlichen Blick über die faszinierende Landschaft.

Spargel am Fuße des Saupurzels

Während ich gemütlich Richtung Karlstadt radle, versuche ich die Natur mit allen Sinnen zu genießen und die Landschaft mit ihren abwechslungsreichen Formen und Farben bewusst wahrzunehmen. Dabei entdecke ich immer wieder gemütliche Sitzbänke und erfreue mich an der Blumenvielfalt die am Wegrand und auf den Wiesen blüht.

Kurz vor der Lourdes-Grotte biege ich nach rechts ab und erreiche den Ort Schönarts. Direkt neben der St. Ottilien Kapelle, die zu einer der ältesten Kirchen der Umgebung zählt, ist der landwirtschaftliche Betrieb von Karl-Heinz Schnackig. Ich treffe ihn und seine Frau auf ihrem Hof. Während ich mir die „Kartoffelkiste“ am Haus, aus der man Rund um die Uhr Kartoffeln kaufen kann, interessiert anschaue, erfahre ich, dass die Beiden seit etwa 20 Jahren auf den mageren Flugsandböden am Fuße des Saupurzels Spargel anbauen. Der Spargel bildet neben Erdbeeren und Kartoffeln den Schwerpunkt ihrer Direktvermarktung.

Ich erzähle den Beiden von den vielen sympathischen Direktvermarktern, die ich bereits im Werntal kennenlernen durfte und bekomme einen ganz tollen Tipp: nur eine Straße weiter befinden sich die Gewächshäuser von Thomas Schneider und mit etwas Glück treffe ich ihn dort auch an.

Als ich an „Toms Treibhaus“ ankomme ist er gerade dabei die Qualität seiner Kumquats zu überprüfen. Da helfe ich natürlich gerne! Ich bin beeindruckt von der Vielzahl unterschiedlichster Citrus-Pflanzen die vor seinem Haus stehen. Sein Sortiment reicht von Zitrone, Mandarine und Limequat bis Blutorangen, Pomelo und verschiedene Orangen-Sorten.

Von den Citrus-Pflanzen laufen wir an den Kräuterbeeten vorbei zu den beiden Gewächshäusern. Hier zieht er Tomaten-, Paprika und Chili-Pflanzen groß, die er jedes Jahr im Mai zum Verkauf anbietet – die Termine findet man auf seiner Homepage.

Neben den 50 unterschiedlichen Tomatensorten und den 130 verschiedenen Chili- und Paprikasorten hat er noch eine beachtliche Auswahl an Auberginen- und Melonen-Pflanzen. Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus.

An der Fensterfront des Gewächshauses entdecke ich Passionsblumen und Thomas Schneider verrät mir, dass seine Gärtnerleidenschaft mit diesen wunderschönen Blumen begonnen hat.

Ich verabschiede mich von ihm und mache mich auf den Rückweg nach Karlstadt. Dank zugeschaltetem Turbo-Modus radle ich entspannt auf das Platteau des Saupurzels hinauf und rolle auf der gegenüberliegenden Seite auf dem Radweg gemütlich durch das Naturschutzgebiet hinunter nach Karlstadt.

Nachdem ich das Lastenrad wieder abgegeben habe, laufe ich zur Mainpromenade und mache es mir auf einer der gemütlichen Wellenliegen gemütlich. Mit einem Glas Wein und dem Blick über den Main auf die Ruine Karlsburg lasse ich den Tag entspannt ausklingen.