Klimawandel im Weinberg: Müssen Fränkische Rebsorten wie der Bacchus um ihre Existenz fürchten?

Bacchus_Weintrauben

Die Zukunft des Bacchus scheint ungewiss. Ein Ansteigen der jährlichen Durchschnittstemperaturen, längere Trockenphasen und extreme Witterungsbedingungen machen nicht nur einer der beliebtesten Rebsorten in Franken mächtig zu schaffen.

In diesem Jahr war vielen Winzern schon vor der Lese der Bacchus-Trauben bewusst, dass mit Ertragsverlusten zu rechnen ist. Die Beeren waren kleiner, hatten weniger Saft und waren teilweise verbrannt. Die gewünschten Erträge von rund 80 Hektoliter pro Hektar Rebfläche wurden daher nicht von allen Winzer*innen erreicht.

Die Folgen des Klimawandels haben ihre Spuren hinterlassen. Die Hitzetage in den Monaten Mai bis August hatten einen Teil der Bacchus-Beeren in vielen fränkischen Weinbergen verbrannt. Das eingetrocknete Material musste bei der Lese aufwendig aussortiert werden. So konnte verhindert werden, dass unerwünschte Bitterstoffe den Geschmack negativ beeinflussen.

Den richtigen Lesezeitpunkt finden

Ich bin zu Gast bei Konrad und Marion Öchsner in Leinach und Konrad erinnert sich „In den letzten 10 Jahren hat sich der Lesezeitpunkt um etwa 2 bis 3 Wochen nach vorne verschoben. Hitze- und Trockenstress beeinflussen die Vegetationsperiode. Es wird immer schwieriger, die für den Wein optimale Reife und den sich daraus ableitenden optimalen Lesezeitpunkt zu bestimmen. Wir hatten etwas früher gelesen und die Maischestandzeit verkürzt. Durch die Handlese lag die gemessene Qualität beim Bacchus im guten Kabinett-Bereich.“

„Aufgrund der vielen heißen Sommertage wird mehr Zucker in die Beeren eingelagert, was zu höheren Volumenprozenten führt“ ergänzt Marion. „Wird jedoch frühzeitig geerntet, ist noch nicht so viel Zucker in den Beeren und der Alkoholgehalt bleibt moderat. Durch die verkürzte Reifezeit der Beeren und das heiße Klima haben die Weine aber oft weniger Säure.“

Dürfen Winzer ihren Produkten Säure hinzufügen?

In einem heißen Sommer, wenn die Temperaturen zu einem sehr starken und raschen Abbau der Säure in den Trauben führen, dürfen die Winzer ihren Produkten Säure hinzufügen. Die Säuerung wird in der Regel für Trauben, Most, teilweise gegorenen Traubenmost, Jungwein und Wein erlaubt. Zugelassen sind Weinsäure, Apfelsäure und Milchsäure. Die Säuerung ist allerdings meldepfichtig.

Viele Winzer hatten bereits im Weinberg versucht, mit einer rechtzeitigen Entblätterung, die Reife um bis zu zwei Wochen zu verzögern. Denn weniger Blätter bedeutete weniger Photosynthese und damit eine geringere Einlagerung von Zucker.

Doch die Winzer hatten noch mehr getan, um den Auswirkungen des Klimawandels entgegenzutreten. So las man immer häufiger von Laubwandmanagement, Bodenabdeckung, Humusbildung, und dem richtigen Bewässerungsplan.

„Es werden die unterschiedlichsten Maßnahmen zu treffen sein, um im Weinbau die Qualität und den terroir typischen Charakter einer Region zu erhalten“ erzählt Konrad und Marion ergänzt „Die hohe Zahl an Sonnenstunden hatte besonders beim Bacchus dazu geführt, dass viele Beeren vertrocknet sind. Der Bacchus wird zukünftig Lagen benötigen, die mehr nach Südost ausgerichtet sind, weil die Hitze dann nicht so intensiv ist. Dadurch kann die Beerenhaut nicht verbrennen und die Zellstruktur wird nicht zerstört.“

Was ist die richtige Bewässerungsstrategie?

Das wohl schwierigste Thema bei allen zu treffenden Maßnahmen scheint der richtige Bewässerungsplan zu sein. Durch den fehlenden Regen hatten viele Winzer ihre Weinberge bewässert. Aber ist das immer sinnvoll?

„Zu viel Bewässerung kann dazu führen, dass die Reben nicht mehr so tief wurzeln“ sagt Konrad Öchsner, der die Bewässerung eher kritisch sieht. „Dadurch entsteht das Risiko, dass die Reben nicht mehr so tief wurzeln und weiter bewässert werden müssen. Der Wein wird einfacher, da er an Charakter verliert.“

Einig ist man sich bei der Bewässerung der jungen Reben und bei sehr durchlässigen Böden, die kaum Wasser speichern. Doch bei einer zu intensiven Bewässerung der Rebstöcke drängt sich die Frage der Wirtschaftlichkeit und der Nachhaltigkeit auf. „Ein zu hoher Wasser-, Kraftstoff- und Energieverbrauch ist weder ökologisch sinnvoll, noch nachhaltig und kann zudem dazu führen, dass das Verhältnis von Aufwand und Ertrag nicht mehr stimmt“ sagt Konrad Öchsner. Was ist dann die richtige Strategie?

Marion Öchsner meint dazu „Sinnvoll ist, abhängig vom Klima, der Lage und dem Boden, die passende Rebsorte auszuwählen, um die Notwendigkeit einer künstlichen Bewässerung zu minimieren. Sonst besteht das Risiko, dass der Ertrag zu stark reduziert werden muss, um noch eine hohe Qualität zu erzielen.“

Werden wir in Zukunft noch Bacchus Wein trinken?

Die Antwort von Konrad und Marion ist ein klares „Ja“ und Konrad fügt noch hinzu „Jede Veränderung bedarf einer passenden Strategie. Und wenn die nötigen Maßnahmen in den Bereichen Laubmanagement, Bodenabdeckung und vor allem einer geeigneten Standortwahl ergriffen werden, können wir auch in Zukunft weiter tolle Qualitätsweine der fränkischen Rebsorten, wie dem Bacchus, erwarten.“

Ich bedanke mich bei den Beiden für die vielen interessanten Informationen und freue mich auf das nächste Treffen mit ihnen im Weinberg oder im Weinkeller.

marion und konrad oechsner
Hier findet ihr die bisher erschienen Beiträge „Ein Jahr im Weinberg…“

• Ein Jahr im Weinberg: Oktober

• Ein Jahr im Weinberg: September

• Ein Jahr im Weinberg: August

• Ein Jahr im Weinberg: Juli

• Ein Jahr im Weinberg: Juni

• Ein Jahr im Weinberg: Mai

• Ein Jahr im Weinberg: April

• Ein Jahr im Weinberg: März